: Die Lage ist besser als die Stimmung
Die Wirtschaftskrise hat nun auch den norddeutschen Groß- und Außenhandel erreicht. Nach einer Umfrage des Unternehmensverbandes AGA dürfte die Branche 2009 glimpflich davonkommen. 400 Arbeitsplätze fallen weg
Die Auswirkungen der Finanzmarktkrise bedrücken die norddeutschen Unternehmen wie dunkle Wolken am Himmel. „Das Geschäftsklima hat sich vor allem aufgrund deutlich gesunkener Geschäftserwartungen in allen Bereichen etwas abgekühlt. Beim Exporthandel werden die Aussichten zunehmend frostig“, sagt Hans Fabian Kruse, Präsident des Unternehmensverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (AGA).
Seine Aussage rührt vom Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage des Verbands her, dem 3.000 Unternehmen aus Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Niedersachsen angehören. Der Konjunkturindikator für die Branche, der die gegenwärtige und zukünftige Ertragslage wiedergibt, ist auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen.
Die realen Umsätze des norddeutschen Groß- und Außenhandels lagen im vierten Quartal 2008 um 0,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Daran anknüpfend erwarten derzeit nur elf Prozent der befragten Exporthändler höhere Umsätze für die kommenden sechs Monate. 80 Prozent rechnen mit einem Umsatzrückgang.
„Aber auch das ist keine Katastrophe“, sagt Kruse. „Denn die meisten Exporthändler haben in den letzten Jahren gut verdient und Rückstellungen gemacht. Deshalb werden sie auch schwere Krisenzeiten überleben.“
Der bislang kräftigste Wachstumsmotor des Binnengroßhandels, der Industrie- und Investitionsgüter vertreibt, verliere angesichts der sinkenden Auslastung des produzierenden Gewerbes an Schwung. 41 Prozent der Unternehmen erwarten sinkende Umsätze bis zum Sommer. „Das zeigt ganz deutlich: Der Investitionsmotor in Deutschland verliert an Kraft“, sagt Kruse.
Etwas optimistischer gestaltet sich hingegen die Geschäftsentwicklung beim Großhandel mit Ge- und Verbrauchsgütern sowie mit Nahrungs- und Genussmitteln. Hier habe sich die Lage weitestgehend stabilisiert und sei als krisenfest zu bewerten.
Der Umfrage zufolge sind die Groß- und Außenhändler trotz der negativen Erwartungen hoffnungsvoll. Sie wollen nur 0,9 Prozent weniger investieren. Von den knapp 116.000 Arbeitsplätzen der Branche sollen 2009 nur 400 abgebaut werden. Von einer Katastrophenstimmung sei man weit entfernt, teilte die AGA mit.
CHRISTINE LÜBBERS