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Archiv-Artikel

Attentat im Irak

Ein Autobombenanschlag auf die jordanische Botschaft in Bagdad fordert 11 Tote und fast 60 Verletzte. Die Hintergründe sind unklar

BAGDAD/MOSKAU afp/dpa ■ Bei dem ersten größeren Anschlag in Bagdad seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein sind gestern mindestens 11 Menschen getötet und fast 60 verletzt worden. Ziel war die jordanische Botschaft. Die Regierung in Amman bestätigte zunächst acht Tote. Nach der Explosion der Autobombe am Donnerstag stürmten dutzende Iraker das zerstörte Gebäude und verbrannten Porträts des jordanischen Königs Abdullah II.

Einem irakischen Polizisten zufolge entwickelte die Autobombe eine gewaltige Wucht. Der Anschlagsort bot ein Bild der Verwüstung. Zahlreiche Autos wurden komplett zerstört. Die Mauer um das Botschaftsgebäude wurde teilweise weggerissen. In einem Fahrzeug waren die Überreste von vier verbrannten Menschen zu sehen. Über die Hintergründe war zunächst nichts bekannt. Eine Woche vor dem Attentat hatten zwei Töchter Saddam Husseins in Jordanien Asyl gefunden. Die Regierung in Amman sah jedoch keinen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen. Jordanien gehört zu den engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten. Aus dem Krieg in Irak hatte sich das Nachbarland zwar herausgehalten; Amman erlaubte Washington aber die Stationierung von 6.000 Soldaten. Die irakische Tageszeitung Al Jaum Al Achir hatte am Montag berichtet, dass 300.000 Iraker mit einer Unterschriftensammlung die Vertreibung aller Jordanier aus dem Lande forderten, weil Iraker in Jordanien schlecht behandelt würden.

Angesichts der zahlreichen Attentate gegen die US-Armee kündigte US-Oberbefehlshaber Ricardo Sanchez größere Rücksichtnahme bei Razzien an. Die US-Soldaten hätten durch ihr bisheriges Verhalten die irakische Bevölkerung gegen sich aufgebracht. Seit Mittwoch abend wurden im Irak zwei US-Soldaten getötet und fünf verletzt.

Unterdessen sind sich Washington und Moskau bei Vorgesprächen über eine neue Irak-Resolution des UNO-Sicherheitsrates weitgehend einig, wie der russische Vizeaußenminister Juri Fedotow gestern nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen William Burns in Moskau sagte. Russland und verschiedene andere Länder machen ihre Beteiligung am Wiederaufbau Iraks und eine Truppenentsendung von einer stärkeren Rolle der UNO abhängig.