Lilienthal will mehr als Portal sein

Die Mitarbeiter des Martins-Krankenhauses in Lilienthal hoffen und bangen um die Zukunft ihrer Klinik. Am Freitag entscheidet die Gläubigerversammlung, an welchen Investor das Haus geht

Von Dierck Wittenberg

Am Schwarzen Brett neben der Cafeteria fordern noch immer Aushänge dazu auf, gegen die gesetzlich festgeschriebene Budget-Begrenzung von Krankenhäusern zu demonstrieren. Auch Angestellte des Lilientahler Martins-Krankenhauses waren am 25. September letzen Jahres zur Großdemonstration nach Berlin gefahren, um zu fordern: „Der Deckel muss weg.“ Dass ihr Haus, eine 74-Betten Klinik mit rund 200 Angestellten, zu diesem Zeitpunkt akut in seiner Existenz bedroht sein könnte, ahnten sie nicht. Heute hängen dort auch die Solidaritätserklärungen aus anderen Einrichtungen.

Denn wenige Wochen nach der Demonstration in Berlin musste das Lilienthaler Krankenhaus Insolvenz anmelden. Bereits im Mai hatte der Geschäftsführer, Marc Brockmann, in einer Ratssitzung auf die bedrohliche Finanzsituation des Krankenhauses hingewiesen, die Schwierigkeiten führte er direkt auf die Deckelungen im Gesundheitswesen zurück.

Dass diese Krise sich zur Pleite auswuchs, kam dennoch für die meisten Angestellten völlig überraschend: Sie bemerkten zunächst, dass ihre Gehälter nicht überwiesen worden sind, erst Tage später erfuhren sie von der Insolvenz. Brockmann erklärte seinerzeit, dass ein Rückgang bei den Patientenzahlen der Hauptgrund für die Zahlungsunfähigkeit sei. Dem widerspricht Jörg Müller, Chirurg am Martins-Krankenhaus: Managementfehler seien Schuld an der aktuellen Krise. Müller ist Sprecher einer Gruppe von dortigen Ärzte, die das Krankenhaus übernehmen wollen. Sie setzen auf einen Bremer Investor, dessen Name bisher vertraulich ist.

Ende Dezember wurde bekannt, dass es fünf Kaufinteressenten gibt. Einer von ihnen ist die Gruppe um Müller, ein anderer war die Bremer Gesundheit Nord (Geno), die inzwischen einen Rückzieher gemacht hat. Außerdem interessieren sich das Gröpelinger Diako sowie die Sana- und die Paracelsus-Klinikgruppe.

Die Berichterstattung der letzten Wochen konzentrierte sich auf die Alternative Lilienthaler Ärzte oder Bremer Geno. Da die Geno aus dem Martins-Krankenhaus eine reine „Portalklinik“, quasi einen Zulieferer für die großen kommunalen Bremer Häuser machen wollte, ist es nicht verwunderlich, dass die Sympathien vieler Mitarbeiter den Plänen der eigenen Ärzte gehören.

Am Freitag soll nun eine Gläubigerversammlung entscheiden, an welchen der Interessenten das Krankenhaus gehen wird. Dazu hat Müller die Maxime ausgeben: Freitag der 13. wird unser Glückstag sein. Der Chefarzt ist sich sicher, dass sein Konzept den Zuschlag bekommen wird.

Im Gespräch beziehen sich verschiedene Mitarbeiter auf diese Maxime. Einige sind vorsichtig optimistisch, andere befürchten personelle Einschnitte. Denn auch die Pläne der Ärztegruppe sind nicht bekannt.

Gestern erklärte Müller gegenüber der taz, dass nach seinem Konzept die Schwerpunkte des Lilienthaler Klinikbetriebs ausgebaut werden sollen: die Chirurgie, die Kardiologie und die Verzahnung von ambulanter und stationärer Behandlung. Müller sagte allerdings auch, dass nicht alle Mitarbeiter gehalten werden könnten. Es gebe 20 Vollzeitstellen zu viel, in erster Linie in der Technik und Verwaltung. Diese sollen, so Müller, jedoch nicht entlassen, sondern in „andere Bereiche“ ausgegliedert werden.