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Archiv-Artikel

Türken hängen am Pass

Einbürgerungsquote bei Türken in Deutschland unter EU-Durchschnitt, auch weil es keinen Doppelpass gibt

ESSEN afp ■ Deutschland hinkt bei der Einbürgerung von Türken vielen EU-Staaten hinter-her. Wie das Zentrum für Türkeistudien (ZfT) gestern mitteilte, besaßen 2002 nur rund 730.000 oder 27,6 Prozent der gut 2,64 Millionen türkischstämmigen Menschen in der Bundesrepublik die deutsche Staatsbürgerschaft. Dagegen betrage die Einbürgerungsquote Türkischstämmiger EU-weit knapp 34 Prozent. Angesichts einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 20 Jahren und gut einem Drittel in Deutschland geborener Türken werfe dies ein „schlechtes Licht“ auf den Integrationsstand die-ser Bevölkerungsgruppe, betonte ZfT-Direktor Faruk Sen.

Einer der wichtigsten Gründe für die „unbefriedigende Nachfrage nach Einbürgerung“ sei die Entscheidung, Doppelstaatlichkeit zu vermeiden und von den Eingebürgerten die Rückgabe ihrer türkischen Pässe zu verlangen. Die Loyalität zu Deutschland sei nämlich „nicht gleichbedeutend mit einer emotionalen Loslösung von der Türkei“, betonte Sen. Ein weiterer Grund für den Rückstand sei das erst 2000 abgeschaffte Abstammungsprinzip, das der Einbürgerung von in der Bundesrepublik geborenen Türken entgegenstand.