: Stadt wirbt für neuen Bauwagenplatz
Die Bewohner des Bauwagenplatzes an der Krefelder Straße sollen nach den Plänen der Verwaltung bald nach Nippes ziehen. Einigen Anwohnern passt das gar nicht. Im Beschwerdeausschuss des Rates zogen sie gegen die „Belastung“ zu Felde
VON DIRK ECKERT
Ein Bauwagenplatz in Ihrer Nachbarschaft? Warum nicht – schließlich erweitert so ein Platz das soziale Leben und bietet ein zusätzliches kulturelles Angebot im Veedel. Nicht zu vergessen die regelmäßigen Veranstaltungen, für die solche alternativen Wohnprojekte bekannt sind. Das meint jedenfalls die Stadtverwaltung, die am Niehler Kirchweg in Nippes, unter der U13-Hochbahn, den Bauwagenplatz „Wem gehört die Welt“ ansiedeln will. Der steht bislang an der Krefelder Straße/Innere Kanalstraße. Die Stadt will dieses Grundstück verkaufen, der Platz, der dort seit 1994 besteht, muss weichen.
Der Bauwagenplatz hat der Umsiedlung bereits zugestimmt, doch die Nippeser Anwohner sind offensichtlich nicht alle begeistert. Rund 120 Unterschriften gegen den Bauwagenplatz lagen am Montag im Beschwerdeausschuss des Rates der Stadt vor, einige Bürger waren persönlich erschienen, um die Stadt von ihrem Vorhaben abzubringen. Dabei richte sich der Protest der Bürger „nicht gegen die Bewohner“ des Bauwagenplatzes, versicherte eine der Antragstellerinnen zunächst, kam dann aber schnell zur Sache: „Der alternative Lebensstil der Bewohner ist nicht mit dem Lebensstil der Anwohner vereinbar.“ Wegen des Asylbewerberheimes am Niehler Gürtel sei der Stadtteil ohnehin schon ein „sozialer Brennpunkt“. Deshalb sei nicht zu verstehen, warum die Stadt den Stadtteil „immer weiter belastet“.
Eine Bewohnerin des Bauwagenplatzes sagte der taz, dass es am alten Standort nie Probleme mit den Nachbarn gegeben habe. In der neuen Nachbarschaft könnte das anders werden. So wurde in einem der Bürgeranträge, die dem Ausschuss übergeben wurden, behauptet, dass die Ansiedlung der Bauwagenleute „erneutes Konfliktpotenzial“ schaffen würde – freilich ohne nähere Angabe, wer da auf wen losgehen könnte. Andere Bürger warnten vor der „geschäftsschädigenden Wirkung, die die Bauwagenkolonie, wie sie sich zur Zeit darstellt, haben wird“. Die Vermieter der umliegenden Häuser müssten mit Mietminderung und Leerstand rechnen. Andere sahen die Nachbarskinder „beeinträchtigt“.
In einem der Anträge wurde gar gewarnt, „dass durch die Bauwagenleute noch mehr Ratten angezogen werden, welche sich jetzt schon durch das Asylantenhaus angesiedelt haben“. Die Verwaltung hat dazu festgestellt, dass schon auf dem bisherigen Bauwagenplatzgrundstück kein Rattenproblem aufgetreten sei und sich die Müllsituation auf dem fraglichen Gelände eher noch verbessern werde, wenn die neuen Mieter selbständig für Sauberkeit sorgen.
Die Grünen teilten die Auffassung der Beschwerdeführer nicht. „Diese alternative Lebensform hat ihre Berechtigung“, betonten sie und nahmen die Verwaltung gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner CDU in Schutz. Einzig der CDU-Ratsherr Christian Möbius scherte aus den Koalitionsreihen aus und gab zu bedenken, dass das Gelände schließlich für den Ausbau des Gürtels reserviert sei. Die Verwaltung hatte allerdings darauf hingewiesen, dass der Mietvertrag zwischen Stadt und Bauwagenbewohnern nur auf Zeit und nur so lange läuft, bis mit dem Ausbau der Straße begonnen wird.
Unterstützung bekamen die Anwohner auch von der FDP. Ausschussvorsitzende Christtraut Kirchmeyer machte aus ihrer Abneigung gegen den Bauwagenplatz keinen Hehl. Der sei überhaupt nur dadurch zustande gekommen, dass die „Besetzerszene“ die Stadt „erpresst“ habe. Sie habe zwar nichts gegen „andere Wohnformen“, aber ein Bauwagenplatz – das sei „nicht zumutbar“, schimpfte sie.
Damit war die Ausschussvorsitzende aber in der Minderheit. Der Antrag der SPD, die ganze Angelegenheit zu vertagen und einen Ortstermin zu machen, wurde abgelehnt. Die FDP regte an, den Beschluss der Bezirksvertretung Nippes aufzunehmen, wonach der Rat das Verfahren an sich ziehen und die Angelegenheit politisch entscheiden solle, unter Beteiligung der Bezirksvertretung. Auch das wurde abgelehnt. CDU und Grüne stützten, mit Ausnahme von Ratsherr Möbius, die Verwaltung, so dass der Bauwagenplatz an den Niehler Kirchweg ziehen kann – wenn das Bauaufsichtsamt den neuen Platz frei gegeben hat.