Streit um Hemelinger Sportpark

Nach dem Vorbild des Sportgartens in der Pauliner Marsch will Hemelingen einen Spiel- und Sportpark einrichten. Der Trick, der den Unterhalt sichern soll, ist umstritten: ein Freizi in den Park integrieren und damit Jugendarbeit und Kommerz verknüpfen

Bremen taz ■ Der Name ist klangvoll, die Realisierung langwierig, denn die Inhalte sind umstritten: Hemelingen soll einen „Spiel- und Sportpark“ bekommen. Ein Angebot an alle Jugendlichen im Stadtteil, schwärmen Befürworter. Eine kommerzielle Einrichtung, für die öffentliche Gelder herhalten sollen, fürchten Kritiker. Und: Die derzeit einzig aussichtsreiche Idee, die laufenden Kosten zu bezahlen, besteht darin, eines der zwei Hemelinger Jugendfreizeitheime in die neue Attraktion zu integrieren. Auch das stößt auf Skepsis.

Der Hemelinger Spiel- und Sportpark soll auf dem Gelände der Bezirkssportanlage entstehen. Seit 1999 wird die Idee in Hemelingen hin und her bewegt – ursprünglich sollte auf Initiative des Wirtschaftssenators auf der Fläche ein Discounter Fuß fassen. Der Beirat hatte sich dagegen ausgesprochen und konnte sich damit durchsetzen. Man wolle dort lieber ein Projekt nach Vorbild des Sportgartens in der Pauliner Marsch installieren.

Inzwischen hat die Bremische als Projektentwicklerin eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. Der Sport solle das Vehikel sein, um die Jugendlichen zu erreichen, so formuliert es Projektentwickler Jörn Ehmke. Sportmöglichkeiten in allen Variationen soll der Park bieten. „Es geht um eine Öffnung für Jugendliche, aber mit der Maßgabe, dass Geld verdient wird.“ Highlight und zugleich kommerzieller Part des Ganzen soll eine Kletterhalle sein. Ein Münsteraner Kletterhallenbetreiber, so die Bremische, habe bereits Interesse angemeldet.

Das Problem sind weniger die Investitionskosten. Mit einem Mix aus EU-, Landes-, Stiftungs- und Sponsorenmitteln stehen zumindest auf dem Papier unterm Strich die erforderlichen zwei Millionen Euro. Die Kletterhalle würde knapp eine weitere Million kosten.

Schwierig aber wird es dann bei den laufenden Kosten. Darin sind Mittel aus der Jugendförderung eingeplant. Nach dem so genannten Anpassungskonzeptmuss Hemelingen in den kommenden drei Jahren ohnehin rund 100.000 Euro für seine Jugendarbeit einsparen. Massiver Sparzwang bei gleichzeitiger Einrichtung eines zusätzlichen Angebots – das funktioniert nicht. Deshalb hatte Jörn Ehmke von der Bremischen angeregt, das Jugendfreizeitheim Stakamp, wenige hundert Meter von dem Standort des geplanten Spiel- und Sportparks entfernt, einfach in das neue Projekt zu integrieren. Das Freizi Stakamp verfügt derzeit über 2,5 Stellen; werden die Sparvorgaben umgesetzt, würde davon eine wegfallen – aber mit den geplanten rund 50.000 Euro Pachteinnahmen aus der Kletterhalle könne dann wiederum eine weitere Stelle finanziert werden, Stakamp behielte damit seinen Status quo. „Danach hat fast niemand mehr mit mir gesprochen“, erinnert sich Ehmke lakonisch an erste Reaktionen auf seinen Vorschlag. Inzwischen aber, so scheint es, ist die Idee salonfähig geworden. Zumindest Ortsamtsleiter Ulrich Höft hat sie sich zu eigen gemacht. „Die Freizis müssen doch sowieso bluten“, sagt er, „in drei Jahren sind sie alleine nicht mehr funktionsfähig.“

Die Hemelinger Grünen sind da ganz anderer Meinung. Sie finden, dass das sozialpädagogische Personal des Freizi Stakamp zweckentfremdet würde, sollte es im Spiel- und Sportpark je nach Bedarf die Sportaufsicht übernehmen. „Da wird eine ganz neue Aufgabe von den Freizi-Mitarbeitern verlangt“, so die grüne Beirätin Christa Komar, „nämlich Sportgarten-Management.“ Das sei mit 1,5 Stellen nicht zu machen, auch nicht mit der in Aussicht gestellten zusätzlichen Stelle. Das Personal solle mit dem verlockend scheinenden Umzug in ein neues, schöneres Haus geködert werden – das Risiko, dass die Sache schief gehen könnte, findet Komar zu hoch. Außerdem passt ihr der teilweise kommerzielle Charakter des Projekts nicht. In dem Fall sind die Grünen konservativ: „Lieber alles so lassen wie’s ist“, sagt Christa Komar, „und dafür kämpfen.“

Die Hemelinger Jugend indes ist gar nicht konservativ. Sie ist anspruchsvoll. Neulich wurde das Projekt diskutiert. Mit Jugendlichen vom Freizi Stakamp und anderen. Jörn Hermening, Koordinator vom Programm Wohnen in Nachbarschaften (WiN) hat die Runde moderiert. Das Ergebnis: „Die Jugendlichen wollen unbedingt Sportangebote“, sagt Hermening, „aber das Freizi soll bleiben.“ Wie diese Quadratur des Kreises vollzogen werden soll oder wie die Jugendlichen ihre Meinung noch ändern könnten, ist jetzt Sache der Beteiligten im Stadtteil. sgi