Zaungäste sind nicht willkommen

Die Konzerte auf der Museumsinsel locken viele Zuhörer an. Im vergangenen Jahr lauschten tausende draußen und sparten sich den Eintritt. Diesen Sommer ist das Areal weiträumig abgesperrt – aus Sicherheitsgründen, so die offizielle Begründung

von SEBASTIAN HEISER

Gute Unterhaltung garantiert: Element of Crime, 17 Hippies, Paula, P. R. Kantate und Tocotronic spielen in diesem Sommer auf der Museumsinsel. In den letzten Jahren standen und saßen tausende Zuhörer vor dem Zaun und hörten beim Museumsinselfestival für lau den Bands zu. Eine Art ungeplantes Umsonst-und-draußen-Festival. Doch in diesem Jahr ist der Bereich um die Bühne vor der Alten Nationalgalerie weiträumig abgesperrt: Zwischen Dom und Altem Museum stehen die Gitter, auf der Bodestraße hinter dem Alten Museum und auf der Friedrichsbrücke über die Spree. Wer weiterwill, muss zahlen. Wer einfach nur über die Museumsinsel spazieren will, muss einen Umweg über die Liebknechtbrücke vor dem Dom laufen. Kann ein Veranstalter einfach so öffentliche Straßen absperren?

Ja, sagt die Polizei. Formal braucht es dafür die Genehmigung der Straßenverkehrsbehörde. Dabei kommt es zur Güterabwägung: auf der einen Seite ein wirtschaftlich und künstlerisch bedeutendes Festival, das auch Touristen anzieht. Auf der anderen Seite müssen „einzelne Fußgänger für sechs bis acht Tage im Jahr einen Umweg in Kauf nehmen“, so die Polizei. Ähnlich sei es bei der Love Parade, wo in diesem Jahr nur Stände mit Lizenz Getränke verkauften durften, ober beim Gauklerfest, wo Eintritt für die abgesperrte Passage zwischen Lindenoper und Kronprinzenpalais verlangt wird. Nicht geprüft wird von der Behörde, ob der Veranstalter für seine Touristenattraktion auch privat eine Halle anmieten könnte, statt tagelang den öffentlichen Raum für seine kommerziellen Zwecke zu privatisieren. Und es sei eben auch ein durchaus berechtigtes Interesse des Veranstalters, kostenlose Zaungäste auszuschließen.

Der Veranstalter des Festivals, die Kino & Konzerte GmbH, erklärt sich für nicht zuständig: Die Absperrung sei eine Auflage der Museen, auf deren Gelände man spielt. Das bestätigt Sabine Grunwald, eine Sprecherin der Staatlichen Museen: Die Musikabende seien ohne die Zäune nicht sicher genug. Krankenwagen, aber auch Technik-Lkws und die Musiker müssten jederzeit bis zur Bühne fahren können. Das gehe nicht, wenn nicht zahlende Gäste das Gelände blockieren. Zudem hätten die Draußensitzer im letzten Jahr den Rasen unter dem Kastanienwäldchen hinter dem Dom übel zugerichtet. Und was ist mit den Leuten, die jetzt kostenlos nicht mehr so gut mithören können? „Die könnten sich doch eine Karte kaufen“, schlägt Grunwald vor.

Heute, 19.30 Uhr: 17 Hippies. Samstag ab 18 Uhr: Radio-Eins-Sommerparty mit Paula, Ulla Meinecke, P. R. Kantate, Tocotronic und Patrice