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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Albert Oehlen/Jonathan Meese: Spezialbilder, bis 21. 8., Di bis Sa 11–18 Uhr, Zimmerstraße 90/91

„Gibst du mir Wasser / rühr ich den Kalk“ hieß es im Schlager „Wir bauen eine neue Stadt“ von Palais Schaumburg 1981. Das war die Zeit, als sich das Patchwork der Minderheiten allmählich sortierte, als Bündnisse geschmiedet wurden, die zu den In-Groups der Achtzigerjahre führten. Albert Oehlen war damals auch dabei, erst hat er für Schaumburg-Singles die Cover gestaltet; dann hat er mit anderen befreundeten Künstlern selbst eine Band gebildet, deren Schallplatte „Die Rache der Erinnerung“ hieß. Jonathan Meese ist zwar einige Jahre jünger, findet die gute alte Zeit der wuchernden Kollaborationen aber auch prima. Das hört man seinen gemeinsam mit Tim Berresheim unter dem Decknamen „Die Ahabs“ eingespielten Schallplatten an, das sieht man in der jetzt als Doppel bei Max Hetzler und Contemporary Fine Arts präsentierten Ausstellung „Spezialbilder“, die Meese mit seinem Vorbild Oehlen produziert hat. Wer das Wasser gibt, weiß man schnell. Von Oehlen stammen die elegant am Computer collagierten Fotografien, auf denen Männer mit Pferden zu sehen sind oder Nudisten sich an einem Flussufer necken. Meese wiederum hat über diese Genreszenen und Interieurs den Kalk gerührt, hat mit matschiger Ölfarbe die Inkjet-Prints übermalt und seltsam robotnikartigen Nudies ein neoneuneoexpressives Finish verpasst. Manche Bilder wie „Seestück“ sind totaler Punk, von der grellgelben Säufernase bis zu den schlechten Zähnen. Oft aber scheint es, als hätte Oehlen das unkontrolliert Wahnsinnige seines jungen Kollegen mit den Fotovorgaben ausgebremst. Auf „In my Room“, das bei Contemporary Fine Arts hängt, kommen die beiden jedoch gut miteinander klar, da trifft sich der dekorative Popfetischismus Marke Richard Hamilton mit einem Hauch Picasso. Solche Kombinationen kriegt auch nicht jeder hin …

Jonathan Meese/Albert Oehlen: Spezialbilder, bis 21. 8., Di bis Fr 10–18 Uhr, Sa 11–17 Uhr, Sophienstraße 21