piwik no script img

Archiv-Artikel

„Es gibt kein Gau-Kriterium“

Gutachten soll Gutachten aushebeln: Bis zum Herbst soll jetzt klar sein, ob die niedersächsische Küste zum EU-Vogelschutzgebiet erklärt werden muss oder nicht

Von ksc

Bunderhee/Kiel taz ■ „Wir sind doch nicht lebensmüde“, sagt Helmuth Brümmer, der Chef der Projekt- und Planungsgesellschaft Enova aus Bunderhee. Die Enova will im Verbund mit anderen Firmen ab 2007 etwa eine halbe Milliarde Euro in 44 über 100 Meter hohe Windmühlen in Borkum-Rifgatt investieren. „Allein beim Bau der Anlagen entstehen 1.000 Jobs“, sagt Brümmer. Seit 1999 wird an dem Riesenprojekt geplant. Damit nichts schiefgeht, hat die Enova Forschungsschiff und -flugzeug losgeschickt, die 13 Quadratkilometer große Fläche zu untersuchen. Brümmer ist überzeugt: „In Riffgat gibt es kein GAU-Kriterium“.

Der Gutachter der Universität Kiel, Stefan Garthe, betont hingegen: „Wir haben auch im Bereich der Offshore-Anlagen hohe Vogelzahlen gesichtet“. Die von seinem Team gefundenen Piepmatz-Vorkommen seien „absolut relevant“, wenn es um die Ausweisung von Schutzgebieten gehe. Allein vor Borkum fanden die Ornithologen 5.200 Exemplare der „stark gefährdeten“ Sturmmöven und 500 der vom Aussterben bedrohten Sterntaucher – die größten Kolonien in Niedersachsen. Für beide Arten sei das Riff vor Borkum das „wichtigste Durchszugs-, Rast- und Überwinterungsgebiet im Küstenmeer“. Deshalb empfiehlt das Gutachten nicht nur dringend, „technische Bauwerke jeglicher Art“, die zu „Mortalität“ führen könnten, zu vermeiden, sondern auch die „Ausweisung als besonderes Schutzgebiet“.

Bis zum Herbst sollen die Datensätze von Offshore-Firmen und Universität nun geprüft werden. Die Entscheidung, ob die Voraussetzungen für ein Vogelschutzgebiet vorliegen, wird im Umweltministerium in Hannover getroffen. ksc