Schwarzer Ole hat den Peter

Der Pachtvertrag für den Bauwagenplatz im Wendebecken läuft in einem Monat aus. In Nord verbietet ein Bürgerentscheid neue Plätze. Oppositionsführer Michael Neumann (SPD) findet, es sei an Bürgermeister Ole von Beust, eine Lösung zu finden

von gernot knödler

SPD-Fraktionschef Michael Neumann kann ganz schön schadenfroh sein. Bei seinem Stadtteilrundgang durch Barmbek-Nord steht er vor dem Tor des räumungsbedrohten Bauwagenplatzes Wendebecken und stellt fest: „Jetzt hat der Bürgermeister ein Problem.“ Denn die Bauis sind nicht gewillt, den Platz zu verlassen, solange ihnen kein „adäquater Ersatz“ angeboten wird.

Am 31. August endet der Pachtvertrag für das Gelände am Elligersweg. Der Bezirk will dort so bald wie möglich mit dem Bau eines Parks beginnen. „Wir sind ab dem 1. September obdachlos“, stellt „Kim“, die Sprecherin des Bauwagenplatzes, fest. Ab Ende August, wenn der Vertragsablauf und eine mögliche Räumung näher rückten, werde es wieder tägliche Bauwagen-Protest-Aktionen in Hamburg geben. Eine erste Demonstration ist bereits für den 21. August angemeldet worden. Start: 15 Uhr auf dem Hachmann-Platz.

Neumann, seine Fraktionskollegen und die Genossen in Nord warten gelassen darauf, wie der CDU-Senat damit umgehen wird. „Der Bezirk hat kein Mitspracherecht mehr“, sagt Neumann. Zum einen habe es in Nord einen Bürgerentscheid gegen neue Bauwagenplätze gegeben, den SPD und GAL nicht aushebeln wollten. Zum anderen sei für die Grundstücksverwaltung jetzt die Liegenschaftsabteilung bei der Finanzbehörde zuständig und nicht mehr der Bezirk.

Er könne sich zwar nicht vorstellen, im Bauwagen zu leben, sagt Neumann. „Aber in der Großstadt soll es die Möglichkeit geben, im Wagen zu wohnen“, findet der SPD-Fraktionschef. Tun könne er leider nichts: „Die Entscheidung liegt bei der CDU und beim Bürgermeister.“ Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Wilfried Buss versucht, Bezirksamtsleiter Matthias Frommann (SPD) aus der Schusslinie zu nehmen: Dieser könne ja nicht bei seinen Kollegen betteln gehen, um einen Ersatzplatz zu finden.

Was am 1. September geschehen wird, ist für Petra Rönne von der Finanzbehörde „eine Frage, die noch der Erörterung bedarf“. Wie mit der Bauwagengruppe umzugehen sei und ob der Platz geräumt werde, müsse in der Tat vom Senat entschieden werden. Der Bauwagenplatz „Henriette“ in Eimsbüttel, der Ende März hätte geräumt werden sollen, erhielt auf diese Weise eine zusätzliche Frist bis Ende 2006. Bis dahin solle die Bauwagenfrage im Senat und in Abstimmung mit der CDU-Fraktion rechtlich geklärt werden, hatte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) damals verkündet.

Angeboten worden sei bisher, dass fünf Bewohner des Wendebeckens auf den Platz an der Hebebrandstraße und die übrigen zwölf in Wohnungen umziehen könnten, sagen die Bauis. Der Platz an der Hebebrandstraße, ebenfalls in Nord, darf bis Ende 2006 genutzt werden, ist aber nach Ansicht der Leute vom Wendebecken schon dicht gepackt. Sie wollen nicht in Wohnungen und auch nicht auseinander gerissen werden. Auf jedem Platz wohne ein eigener Schlag von Leuten. Kim: „Wir sind sehr glücklich in der Kombination, in der wir sind.“ Buss kann das verstehen, sieht sich aber gebunden: „Als örtlicher Abgeordneter habe ich vor fünf Jahren versprochen: Hier kommt ein Park hin.“

Ein Nachbar, der in einem Bungalow neben dem Wendebecken lebt, und der ebenfalls das Feld räumen müsste, sieht diesen Plan skeptisch: „Die haben vor zehn Jahren schon mal einen Spielplatz oder ähnliches gebaut“, sagt er. Die „Barmbeker Jungs“ hätten den binnen dreier Monate platt gemacht. Er wohne seit 1970 hier, sagt er und deutet auf den Backstein-Wohnblock schräg gegenüber: „In so einen Karnickelstall kriegt mich keiner rein.“

Die Bauwagenleute würden auch ein Privatgrundstück pachten. Infos und Angebote: 0174 / 693 92 88 und gelaende_fuer_bauwagen@web.de.