Deutsch-Iraner als Spion vor Gericht

Er soll für Irans Geheimdienst Exilanten bespitzelt haben. Angeklagter: Es war Nötigung

BERLIN dpa ■ Ein 65-jähriger deutscher Staatsbürger iranischer Herkunft muss sich seit gestern als Spion für den iranischen Geheimdienst „Vevak“ vor dem Berliner Kammergericht verantworten. Der frühere Gastronom soll von 1991 bis 2002 Oppositionelle aus monarchistischen Kreisen und deren Veranstaltungen in Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg und anderen Orten bespitzelt haben. Informationen über hier lebende Gegner der Teheraner Regierung soll der heutige Rentner seinem Führungsoffizier im iranischen Generalkonsulat in Berlin zugespielt haben. Der viermal verheiratete Mann soll rund 5.000 Euro Agentenlohn erhalten haben.

Der Angeklagte hat zu Prozessbeginn ein Teilgeständnis abgelegt. Demnach hatte ihn der Geheimdienst bei einem einbestellten Treffen in Teheran 1991 unter Androhung von Repressalien gegen seine dort lebende Familie zur Kooperation gezwungen. Nach Aussagen des Iraners haben sich seine Bespitzelungen auf Aktivitäten der „Organisation iranischer Konstitutionalisten“ konzentriert. Nach einer Reise in den Iran im Frühjahr 1998 habe ihn der Chef der Oppositionellen aber aufgefordert, nicht mehr zu kommen, er sei der Gruppe verdächtig. „Das war ein willkommener Anlass, die Sache zu beenden“, erklärte der Angeklagte.