piwik no script img

Archiv-Artikel

Olympisches Feuer brennt schon

Olympia 2016, wir kommen: Bei der Eröffnungsgala des umgebauten Olympiastadions schwelgen Politiker wie Klaus Wowereit oder Jörg Schönbohm schon mal pflichtgedopt im neuen Spielerausch

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das für die Fußballweltmeisterschaft 2006 umgebaute Berliner Olympiastadion verdient nach der Inaugenscheinnahme durch die politische Prominenz noch höhere sportliche Weihen– nämlich olympische. Bei der feierlichen Eröffnung der Arena am Wochenende sprach sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) für eine erneute Bewerbung der Stadt für die Spiele 2016 aus. Zuletzt hatte sich Berlin für die Austragung der Olympischen Spiele 2000 beworben, war nach einer dilettantischen und unpopulären Vorbereitung bei der Auswahl aber kläglich gescheitert. Sydney machte dafür das Rennen.

Wowereit sagte zu Beginn der Veranstaltungen in dem runderneuerten Stadion, Berlin stehe bereit „für eine neue Bewerbung“. Nach dem 250 Millionen Euro teuren Umbau der Nazi-Arena aus dem Jahre 1936 sei ersichtlich, dass das Stadion internationalen Ansprüchen der Sportveranstalter Genüge tun werde. Somit habe auch der „Traum von Olympia jetzt zumindest eine bauliche Grundlage“. Das Olympiastadion ist nach Meinung des Regierenden für Berlin eine „großer Gewinn“.

Dass die Worte Wowereits in der Stadt sowie der Region auf fruchtbaren Boden fallen würden, war klar. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) lobte die neu überdachte Arena als „eines der schönsten Stadien der Welt“. Zugleich machte er deutlich, dass auch er sich Olympische Spiele in Berlin wünschen würde. Konkrete Überlegungen seien aber noch „verfrüht“, so der Sport- und Innenminister.

Auf die Olympia-Vision 2016 sprangen gestern auch Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und Berlins CDU- Fraktionsvorsitzender Nicolas Zimmer an. Nach der geplanten Länderfusion 2009 von Berlin und Brandenburg würde das neue große Bundesland viel an „Attraktivität“ gewinnen, sagte Schönbohm. Der Innenminister hatte sich in der Vergangenheit schon einmal für eine gemeinsame Bewerbung für die Spiele 2016 stark gemacht. Zimmer erklärte, „Olympia wäre ein Highlight, von dem die Stadt, die Region und das Umland aber auch ganz Ostdeutschland profitieren werden“.

Schließlich stimmte Mieke Senftleben, sportpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, der Idee zu. Berlin-Brandenburg als „Austragungsregion“ sei ein guter Vorschlag. Zudem verfüge die Stadt bereits über eine ausgezeichnete Sportinfrastruktur, sagte sie.

Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Klaus Steinbach – gerade durch das Aus der Sachsenbewerbung aus Leipzig für die Spiele 2012 geschockt –, gab sich angesichts der unreflektierten Olympiaeuphorie – wie vor elf Jahren – vorsichtiger. Er freue sich zwar, „dass Berlin sich zu einer möglichen Bewerbung bekennt“, sagte Steinbach. Aber nur wenn es einen Rückhalt für die Spiele in der Bevölkerung gebe, könne er sich vorstellen, „dass wir das ernsthaft angehen“, so der Chef des NOK.

Wie ernsthaft Berlin es meint, war zur Eröffnungsfeier schon spürbar, entzündete man doch schon mal das olympische Feuer in der Schale von 1936.

berlin-leibesübungen SEITE 27