Wagenburg im Niemandsland

Acht Monate in unserem Bezirk sind genug, sagt der Beirat Findorff. Jetzt soll die „Laubenbande“ nach dem Willen des Senats nach Wolmershausen umsiedeln. Nur: Begeistert ist auch dort niemand

Bremen taz ■ Die Gnadenfrist ist abgelaufen, die 20-köpfige „Laubenbande“, deren Bauwägen derzeit im nordöstlichen Eck des Waller Parzellengebiets stehen, sollen wieder weg. Und zwar nicht nur um die Ecke. Sechs Monate, das hatte der Beirat Findorff den Wagenburglern vor Weihnachten zugestanden, als deren ehemaliger Standort an der Bayernstraße zum Gewerbegebiet planiert wurde, dürften sie auf dem Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft der Müllverbrennungsanlage siedeln. Die sind längst um, eine Verlängerung des Pachtvertrags vom Beirat nicht gewünscht. „Keiner hat darüber nachgedacht, wo sie dann hinkönnen“, wirft Ortsamtsleiter Hans-Peter Mester dem Senat vor. Und stellt gleich klar: „Es muss nicht bei allen Problemen immer der Westen sein, der sie löst.“

Abgesehen von der Abmachung mit den Stadtteil-Politikern gibt es keinen zwingenden Grund für einen erneuten Umzug der Wagenburg. Zwar erweitert die Abfallbehandlung Nord (ANO) auf dem benachbarten Gelände derzeit für 94 Millionen Euro ihr Müllheizwerk. Das Grundstück, auf dem die Bauwagen stehen, sei davon allerdings genauso wenig betroffen wie die noch verbliebenen Kaisen-Häuser, versichert ANO-Sprecher Michael Drost: „Dieses Gelände brauchen wir nicht.“ Lediglich zwei Wagen müssten etwas versetzt werden.

Dass sie dort, wo sie derzeit hausen, nicht länger bleiben können, haben die WagenburglerInnen akzeptiert. Schon Ende Mai sprachen sie beim Senat wegen eines Ersatz-Standorts vor. „Wir würden ja weggehen“, sagt ein Bewohner: „Aber wohin?“

Behördlicher Favorit für den neuen Wagenplatz ist derzeit das Grundstück hinter dem alten Zollhaus an der Warturmer Heerstraße in Woltmershausen. An die 5.000 Quadratmeter misst die Brache, die Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI), die das Gelände im Auftrag der Stadt verwaltet, hegt keine anderweitigen Planungen dafür. Stimme die Politik dafür, werde man das Gelände verpachten, sagt GBI-Sprecher Martin Rohmann.

Zunächst wäre allerdings noch eine Schadstoff-Analyse nötig. Im westlichen Teil des Geländes nämlich, hat das Umweltressort bereits mitgeteilt, könnte Altschrott im Grund liegen, der den Boden vergiftet haben könnte. Einer Nutzung des Geländes stehe das aber nicht im Weg, heißt es im für Liegenschaften zuständigen Finanzressort.

Nach dem positiven Votum der Staatsräte von Montag sind jetzt die Stadtteilpolitiker am Zug. Heute abend wird sich der Bauausschuss des Woltmershauser Beirats mit dem Vorschlag befassen, eine Abstimmung darüber ist für die Beiratssitzung am Montag vorgesehen. Wie die ausgeht, ist allerdings offen. Als der Standort-Vorschlag bekannt wurde, sei „kein Hurrageschrei“ ausgebrochen, sagt Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer. „Etliche“ Anwohner und Beiräte hätten bereits protestiert. Die Bauwagen-BewohnerInnen hoffen jetzt, Vorurteile ausräumen zu können. In Findorff, beteuern sie, „haben wir uns super integriert.“Armin Simon