: Samstags schneller büffeln
Bildungssenator Böger: Unterricht künftig auch am Samstag denkbar, um geplante Schulzeitverkürzung auf 12 Jahre zu kompensieren. GEW: Unausgegoren
Nach der geplanten Verkürzung der Schulzeit auf maximal 12 Jahre müssen Berliner Schüler damit rechnen, auch am Sonnabend noch zum Unterricht zu müssen. Eine entsprechende Ankündigung von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) bezeichnete die Bildungsgewerkschaft GEW gestern als „unausgegoren“.
Von der 5. bis zur 13. Klasse müssen Schüler laut Vorgabe der Kultusministerkonferenz derzeit insgesamt 265 Pflichtwochenstunden absitzen. Daran wird sich auch nach einer Schulzeitverkürzung erst mal nichts ändern – sie werden nur auf weniger Jahre verteilt.
Böger sagte daher, das er sich neben längeren Schultagen unter der Woche auch regelmäßigen Samstagsunterricht vorstellen könnte. Vor allem in den Klassen 5 und 6 und den verbleibenden Oberstufensemestern will er den Unterricht „verdichten“. Würde er auch die Klassen 7 bis 10 einbeziehen, gäbe es ein Problem mit den verschiedenen Schultypen: Die neue Stundenzahl müsste auch an Real- und Hauptschulen eingeführt werden, da sonst das System nicht mehr durchlässig wäre. Einem Realschüler, der aufs Gymnasium will, würden Stunden fehlen.
Sollen Berliner Oberstüfler also künftig jeden Tag bis zur neunten Stunde in der Schule hocken und auch noch am Samstag büffeln müssen? Nein, meint Felicitas Tesch, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. So könne Böger sich das nicht vorgestellt haben. Unterricht am Samstag sei dazu gedacht, die Stundenzahl unter der Woche zu verringern. Die genaue Verteilung müsse noch berechnet werden. Aber es werde wohl kaum so viel sein, dass sowohl Nachmittage als auch Samstage dabei draufgehen würden. Tesch bezeichnete die Alternative Samstagsunterricht als „nicht so dramatisch“. Letztlich könnten die Schulen entscheiden, wie sie die Stunden verteilen.
Böger will sich nun dafür einsetzen, die Vorgabe von 265 über die Jahre zu verteilenden Wochenstunden aufzuweichen, um flexibler zu werden. Das hält GEW-Sprecherin Sigrid Baumgardt für den falschen Weg. „Die Kultusminister haben sich bei der Stundenvorgabe schließlich etwas gedacht“, sagt sie. Sie befürchtet, dass infolge des verstärkten Drucks schon in den Klassen 5 und 6 noch weniger Schüler Abitur machen, und plädiert für eine individuelle Verkürzung der Schulzeit, wie sie an manchen Gymnasien schon praktiziert wird. Dort können Schüler, die gut mitkommen, eine „Schnellläuferklasse“ wählen. Im Gegensatz zu Tesch kann die GEW vorrechnen, was die Schulzeitverkürzung bedeutet: Ungefähr 25 Stunden seien unterzubringen. Die Option Samstagsunterricht müsse zunächst mit den Betroffenen diskutiert werden. Das geschehe jedoch viel zu wenig.
Die Schulzeitverkürzung ist Teil des neuen Schulgesetzes, das heute im Abgeordnetenhaus eingebracht werden sollte. Da aber auch die Debatte um den Landeshaushalt ansteht, muss die Schule noch zwei Wochen warten.
DINAH STRATENWERTH