Japanische Banken in der Krise

Wegen Finanzproblemen vergeben Banken weniger Kredite. Mittelständler leiden

HAMBURG taz ■ „Nehmen wir uns Japan zum Vorbild.“ Bis vor wenigen Jahren gehörte dieses Forderung zu jeder Diskussion über den Wirtschaftsstandort Deutschland, egal ob man mit Bankern, Funktionären von Unternehmerverbänden oder mit der SPD-Spitze sprach. Klaglos ohne Urlaub schuftende Angestellte, rasante Exportweltrekorde sowie gewaltige Finanzgiganten galten vielen als vorbildlich für den hiesigen Freizeitpark. Inzwischen sind die einst mit Abstand weltgrößten Banken zum globalen Risikofaktor geworden.

Der japanische Finanzsektor befindet sich in einer tiefen Krise, aus der er auch nach zehn Jahren noch immer keinen Ausweg gefunden hat. Aber die Schwäche ist auch diesseits des Atlantiks zu spüren. So sanken die deutschen Exporte nach Japan 2002 um eine Milliarde Euro. Das Hauptproblem der japanischen Banken sind Not leidende Kredite über umgerechnet 350 Milliarden Euro. Dieser Berg war mit Darlehen an Unternehmen und Private in den Achtziger- und Neunzigerjahren aufgehäuft worden. Vor allem spekulativ überhöhte Preise für Grundstücke und Häuser hatten viele Bänker verleitet, Kredite mit der Gießkanne auszuschütten.

Damit ist seit dem Platzen der Blase Schluss. „In den letzten Jahren war das Kreditvolumen sogar rückläufig“, kritisiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Japans Wirtschaft lebt ähnlich wie die deutsche hauptsächlich von Krediten. So leiden insbesondere kleine und mittlere Firmen unter einer schmerzlichen Kreditklemme. Hinzu kommt eine Deflation mit sinkenden Preisen und Zinsen nahe dem Nullpunkt, was wiederum Unternehmen und Konsum lähmt. Bis Ende 2002 mussten die Banken Kredite abschreiben, die knapp 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Die Bankenreform kommt seit 2001 trotz staatlicher Hilfe nur langsam voran.

Da weltweit nur die japanischen Institute laufend Miese produzieren, empfiehlt das DIW eine „stärkere internationale Integration“. Die Inselbanken sollen von den im Ausland üblichen Profiten profitieren. Teuer wird die Sanierung trotzdem. So verfehlen viele Institute die international üblichen Normen, beispielsweise ist die Eigenkapitalquote oft nur halb so hoch wie üblich. HERMANNUS PFEIFFER