WAS MACHT EIGENTLICH ... Frank Henkel?
: Seit 100 Tagen mit der CDU stagnieren

„Neue Besen kehren gut.“ Das gehört zu den Sprichwörtern, die trotz vieler Gegenbeispiele nicht unterzukriegen sind. Es gilt weder für Fußballtrainer – siehe Klinsmann beim FC Bayern – noch für die Politik. Einhundert Tage ist Frank Henkel nun der starke Mann der CDU als Landes- und Fraktionsvorsitzender. Zwar hat er anders als Napoleon am Ende seiner sprichwörtlich gewordenen 100 Tage noch kein Waterloo erlebt, doch Henkels Bilanz ist alles andere als eine Werbung für die Besenindustrie.

In Zahlen ausgedrückt: Seit seiner Wahl zum CDU-Chef Mitte November – Fraktionschef wurde er schon im September – führte er die Union, die zuvor in Umfragen 2008 durchschnittlich bei 22,14 Prozent lag, auf ungeahnte 23 Prozent. Der Mehrwert des Führungswechsels bei der CDU beläuft sich also auf 0,86 Prozentpunkte, wobei selbst Karl Marx gezögert hätte, das wirklich Mehrwert zu nennen. Dabei hatte die Union Henkel doch wie einen Erlöser gefeiert, der sie aus den Niederungen der Opposition zumindest mal wieder über die 30-Prozent-Marke führen sollte. Alles sollte nun gut werden nach dem wochenlangen, selbstzerfleischenden Gezerre um seine beiden Vorgänger, Ingo Schmitt in der Partei und Friedbert Pflüger in der Fraktion.

Die beiden abgesägten Exchefs sind zumindest nicht mehr in der Lage, für viel Unruhe zu sorgen. Pflüger brauchte zwei Anläufe, sich einen mickrigen Ausschusssitz zu sichern. Schmitt droht am Wochenende auch noch seine letzte Machtbasis als Kreischef zu verlieren. Durchgesackt ist aber auch ein Pflüger-Vermächtnis, das Projekt einer schwarz-gelb-grünen Jamaika-Koalition. Die Grünen waren schon bei Henkels Start skeptisch. Nach 100 Tagen urteilt ihre Fraktionsspitze: „Jamaika ist so schwach wie noch nie.“ STA

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