: Campbell bleibt Blair erhalten
Nach seinem Rücktritt wird der Exkommunikationschef des britischen Premiers dessen Wahlkampfstratege. Zudem soll er bei BBC ein eigenes Politikmagazin bekommen
DUBLIN taz ■ Er hat seinen Rücktritt angekündigt, aber er wird dennoch nicht von Tony Blairs Seite weichen. Alastair Campbell, der Kommunikationschef des britischen Premierministers, sagte am Wochenende, er werde in „engem Kontakt“ mit Blair bleiben. Er wird Mitglied in einem neuen „Küchenkabinett“, das Blairs Strategie für den Wahlkampf festlegen soll. Neben Campbell werden Blairs Berater Philip Gould und Peter Mandelson – der einzige Minister, der wegen Skandalen zweimal aus einem Kabinett zurücktreten musste – der Gruppe angehören.
Campbell hat zwar keinen Termin für seinen Rücktritt genannt, doch es ist noch vor dem Labour-Parteitag Ende dieses Monats damit zu rechnen. Sein Nachfolger wird David Hill aus Blairs Beraterteam. Er wird nicht die Macht haben, wie Campbell sie hatte. Der durfte Entscheidungen von Regierungsbeamten revidieren. Die BBC-Sprecherin Anna Ford sagte, Campbell sollte sein politisches Magazin bei der BBC bekommen. „Er kennt die politische Szene so gut“, sagte sie. „Es wäre schade, wenn er als Lord im Oberhaus versauerte.“
Der heftige Streit zwischen Campbell und der BBC sei kein Hinderungsgrund, findet Ford: „Wir würden ihn mit offenen Armen empfangen. Jeder kluge Kopf von der anderen Seite ist willkommen.“ Das wäre freilich der Seitenwechsel des Jahres. Campbells persönlicher Feldzug gegen die BBC hat letztendlich die Hutton-Untersuchung ausgelöst, die den Tod des Wissenschaftlers David Kelly aufklären soll. Die BBC behauptete im Mai, Campbell habe dafür gesorgt, das Regierungsdossier vom September vorigen Jahres aufzubauschen und die vom Irak ausgehende Gefahr zu übertreiben. Campbell führte daraufhin einen persönlichen Feldzug gegen die BBC, der zu Kellys Bloßstellung als Informant des Senders führte. Kelly brachte sich Mitte Juli deshalb wohl um.
Am Wochenende wurde der Hutton-Untersuchung ein Artikel vorgelegt, den Kelly im Frühjahr vor dem Irakkrieg anonym verfasst hatte. Der Text war für ein weiteres Regierungsdossier bestimmt, ist aber nie erschienen. Der Observer druckte ihn gestern nach. Kelly, der als Waffeninspektor 37-mal im Irak war, befürwortet darin den Krieg. „Der Irak hat in den vergangenen 30 Jahren ein Arsenal von Massenvernichtungswaffen aufgebaut“, schrieb er. „Obwohl die derzeitige militärische Gefahr bescheiden ist, so hat der Irak nie seine Absicht aufgegeben, solche Waffen für den militärischen und terroristischen Gebrauch zu entwickeln und zu horten.“
Von den diplomatischen Bemühungen der Vereinten Nationen hielt Kelly nichts. „Nachdem die UN zwölf Jahre erfolglos die Entwaffnung überwacht haben, scheint militärische Gewalt leider der einzige Weg, um den Irak endgültig und abschließend zu entwaffnen.“ RALF SOTSCHECK