: Teekanne in Öl
Zehn MeisterschülerInnen der Bremer Hochschule für Künste zeigen in der Städtischen Galerie ihre Abschlussarbeiten
Besser geht nicht. Nach dem Kunst-Diplom einen Professor derart becircen, dass er einem die Gnade der Meisterschülerschaft gewährt. Was nichts anderes heißt: Man darf noch ein Jahr lang nach dem Studienabschluss die Ressourcen und Ateliers der Hochschule nutzen und völlig frei vor sich hinkünstlern. Wenn auch in einem Spannungsverhältnis zwischen der Suche nach eigenen und den stilbildenden Positionen des professoralen Übervaters. Zehn StudentInnen der Bremer Hochschule für Künste (HfK) haben die Meisterschülerzeit der Abnabelung gerade hinter sich und stellen jetzt gemeinsam aus unter dem Titel „Meister 2004“. Weder formal, noch stilistisch, noch inhaltlich gibt es bei den 26- bis 40-jährigen Nachwuchs-Artisten irgendwelche Gemeinsamkeiten. Positiv gewendet: sie repräsentieren die Vielfalt des künstlerischen Schaffens an der HfK.
Richtig feist dem Öl widmet sich Simone Haacks: ihre Teekanne malt sie mit sahne-cremig angerührten Farben aus verschiedenen Perspektiven im Zustand zunehmender Auflösung – hin zur Abstraktion. Gestisch wildes Spachteln und Pinseln. Haacks: „Ich genieße es, pastose Farben aufzutragen.“ Das vermittelt sich in der Teekannen-Heimeligkeit.
In der Disziplin Skulptur ist Reinhard Osiander angetreten. Der Holzbildhauer schnitzt auf balkenholsche Art eine Figurengruppe, die er einem Goya-Gemälde entlehnt hat. Mark Wiedemann ist zuständig für die unerlässliche Videoinstallation: In digitaler Bildberarbeitung hat er die Menschen aus „Tagesschau“-Filmchen zu Mensch-ärgere-Dich-nicht-Figuren mutieren lassen. Das Weltgeschehen kommt nun als Gesellschaftsspiel daher. Alles ununterscheidbar. Alles egal? Bei der Südkoreanerin Hyun-Duck Kang ist alles sehr putzig. 200 Vögelchen-, Kringel-, Blümchenbilder zeigt sie als gemaltes Tagebuch.
Dunkel furniertes, „muffiges Möbelholz“ hat Marion Lehmann ineinander geleimt zu einem Intarsien-Tanzboden. Und Packkartons zu Miniatur-Häusern gefaltet. Thema Land/Weite, Stadt/Enge? Lehmann will über die Deutungsmöglichkeiten nicht zu viel verraten. Und verrät nichts. fis
„Meister 2004“, Städtische Galerie, Buntentorsteinweg 112: 8. bis 22.8.; Vernissage: morgen, 19 Uhr