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Archiv-Artikel

Downbeats mit Magenkribbeln

Ein Label zum Liebhaben. Wie Philipp, einer der Gründer des Hamburger Elektronik-Labels Krikl-Krakl, unter dem Einfluss wechselnder Meeresströmungen zu Pmuck wurde und nun weiche Melodien mit verzerrtem Knister-Knaster bastelt: akustische Streichelwinde

Pmuck lebt und gedeiht zusammen mit seiner Grünlilie und ihren vielen Ablegern in dem nahrhaften Kreativ-Ambiente seiner WG auf St.Pauli. Vor acht Jahren zog es ihn von Karlsruhe nach Hamburg. Da hieß er noch nicht Pmuck. Pmuck hatte in den letzten Jahren schon viele Namen. Viele nennen ihn schon immer einfach Philipp.

Inspiriert durch die Spielwiese Großstadt ging der ehemalige Death-Metal Schlagzeuger seitdem verschiedensten Musikprojekten nach. Philipp, der inzwischen eher nach HipHop als nach Rave aussieht und als Teil von Fufu & Haha Musik mit fettem Bass und dicken Beats macht, war zunächst einige Jahre der Trance-Musik verfallen. Doch nachdem sich auf diesem Gebiet bereits eine kleine DJ-Karriere anbahnte, entliebte er sich – wohl Folge einer Überdosis. Seitdem berührt nur noch der Staub die Tranceplatten in seinem Studio.

Aber jedes Ende kann auch Neuanfang bedeuten. Bei Philipp läutete zur Jahrtausendwende der Kauf eines Computers die neue Ära ein. Zusammen mit den Herren Uncas und Rob Rocket gründete er die Musiker- und DJ-Plattform „Krikl-Krakl“.

Seitdem ist das Internetlabel eine gute Adresse für elektronische Musik, man kann dort mp3-Files runterladen und CD-Rs bestellen.

Bis jetzt sind die Krikl-Krakls noch ein Inzestverein im Aufbruch – die erste Compilation emotionally handicapped featurete noch ausschließlich die Musik der Initiatoren und ihrer verschiedenen Nebenprojekte. Doch im September wirft das Hamburger Label mit Berliner Geschäftsadresse die zweite Krikl-Krakl-Compilation in die Player derer, die sie hören wollen, und auf der sind auch neu dazu gekommene Acts aus Köln, Berlin und New York zu hören. Der Label-Sampler bekommt auch wieder einen schön-schaurigen Titel: a minute to pray and a 2nd to die.

Die Links der Krikl Krakl-Seite offenbaren Geschmackvolles zum Thema HipHop und Elektronik, bis hin zu Skateboarding und Indymedia. Die Tracks, die man dort unter Pmuck downloaden kann, haben jedoch wenig mit schnellen Breaks zu tun. Schuld daran sind Meeresblick, Sand in den Schuhen und salzige Frühlingsbrisen.

Im März 2003 wurde das Equipment, samt Philipp und Labelkollege Uncas ins Auto verladen und nach Dänemark verschifft. Inspiriert von See und Wind mochte sich bei Philip gar keine rechte Rave-Stimmung breitmachen. Ganz andere emotionale Bedürfnisse kamen an die Oberfläche – und forderten eine andere musikalische Herangehensweise. Weiche Melodien, die streicheln wie Küstenwind und Downbeats, die Magenkribbeln verursachen wurden auf Festplatte gespeichert. Dabei überwältigen viele Streicher, die gleichzeitig ruhige Gelassenheit erzeugen. Sollen sie uns vielleicht auf die Wolken am Himmel Skandinaviens hinweisen? Denn so wie die Wolken vorbei ziehen, ziehen auch unsere Gedanken vorbei und ergeben einen bizarren Trickfilm, der sich irgendwie gut anfühlt. Diese Gezeiten-Musik schafft Aufmerksamkeit.

Nie war Philipp wohl weiter weg von seiner Rock und Death-Metal Schlagzeugervergangenheit als hier am Strand von Dänemark. Und auch Fufu & Haha, Feinripp, DJ Muckenfuß und all die anderen musikalischen Identitäten passten nicht recht zu dieser Musik. Deshalb spülte die Flut auch gleich einen neuen Namen mit an Land. Pmuck heißt seitdem das neue musikalische Selbst. Und Skandinavian EP das erste vorläufige Endergebnis dieses Projekts.

Auch 2004 wurden Taschen, Surfboards, Plattenkisten, DJ-Gerätschaften und Labtop eingepackt, um sich diesmal von der Atlantikküste Nord-Spaniens musikalisch beeinflussen zu lassen. Und von den HipHop-Scheiben seines Amigos DJ X-Large. Die nun zusammen mit spanischem Rotwein zu Pmucks Beat-Definition weiterverarbeitet wurden. Die Folgen gibt es demnächst auf seinem Solo-Album zu hören, bei www.krikl-krakl.com. Oder live in einem verrauchten Hamburger Nachtetablissement. Bianca Ludewig

www.krikl-krakl.com