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Archiv-Artikel

Plog im Feuer

„Bremen ist eine Stadt in Niedersachsen“, hat der NRD-Intendant gesagt. Radio Bremen schweigt betroffen

Von kawe

Bremen taz ■ Der Vorgang liegt vier Monate zurück und wird doch immer schöner. Im Mai hatte sich der Vorsitzende der ARD, Intendant Jobst Plog, zu dem um seine Unabhängigkeit bangenden Sender Radio Bremen geäußert. „Bremen, sage ich manchmal leichtfertig, ist eine Stadt in Niedersachsen“, sagte er, und legte nach: „In Wahrheit ist es natürlich so.“ Radio Bremen müsse entsprechend auf das Niveau eines Landesfunkhauses reduziert werden. „Das wird auch so geschehen.“

Während Radio Bremen dazu betroffen schweigt, fragte SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen voller Empörung bei Plog an, ob denn diese Worte, die in einem Ausschuss-Protokoll stehen, so gefallen seien. Böhrnsen gab seinen Brief gleich an den zuständigen Bremer Rundfunkrat weiter.

Aus Hamburg kam Anfang dieser Woche die Antwort. „Briefe, die zugleich in Kopie an eine Vielzahl von Adressaten gehen, beantworte ich grundsätzlich nicht“, dozierte Plog und schickte das Schreiben gleich in Kopie an die „Vielzahl“ der Rundfunkratsmitglieder. „Sie dienen erfahrungsgemäß nicht der Wahrheitsfindung, sondern sollen den Absender profilieren. Deswegen findet man dieses ungehörige Verfahren besonders häufig in der Politik.“

Und dann formuliert Plog seine Haltung zu Radio Bremen, die nichts von den oben zitierten Äußerungen dementiert: „Radio Bremen wird selbstständig bleiben, wenn es mit seinen reduzierten Einnahmen und der Hilfe seiner Nachbarn auskommt.“ Diese Haltung werde vom Bremer Intendanten geteilt, sei „in Bremen alles andere als selbstverständlich“ fügt Plog an – und meint vermutlich dabei das böse Wörtchen „wenn“. kawe