piwik no script img

Archiv-Artikel

Macher werden, aber wie?

Mehr Selbstständige werden gefordert. Aber wer ist dafür geeignet? Und wie macht man so was? Gründungsberater Maikranz sagt, worauf es ankommt. Als „Ich-AG“ sollte man es nicht versuchen

Interview VOLKER ENGELS

taz: Was sind die häufigsten Fehler im Vorfeld einer Existenzgründung?

Frank C. Maikranz: Das größte Problem ist, dass viele Gründer zwar jede Menge Ideen im Vorfeld mitbringen, aber nur wenig persönliche Qualifikation wie fachliches Know-how, Zielstrebigkeit oder Organisationstalent. Oft mangelt es am kaufmännischen Part und auch am finanziellen Hintergrund. Das Eigenkapital für die Existenzgründung fehlt oder der Gründer macht sich zu große Vorstellungen davon, welche wirtschaftlichen Erfolge er später feiern kann. Das führt dann dazu, dass mögliche Geldgeber wie Banken kein Geld geben, weil das Eigenkapital zu niedrig ist.

Was raten Sie einem Existenzgründer?

Er sollte seine Idee zuerst im Familien- oder Freundeskreis diskutieren. Dort kann er die Idee vortragen und vorsprechen, bekommt ein erstes Feedback. Das alleine reicht aber nicht aus, weil das persönliche Umfeld in der Regel sowieso sehr positiv gestimmt ist. Zusätzlich sollte man zum Beispiel bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) die Planung durchsprechen. Dort sitzen neutrale Mitarbeiter, die eine objektive Rückmeldung geben. Wer die finanziellen Mittel hat, sollte auf professionelle Berater zurückgreifen. Es ist erwiesen, dass sich ein Großteil von frühen Pleiten vermeiden lässt, wenn ein Berater rechtzeitig mit im Boot ist. Ganz wichtig: Auf keinen Fall überhastete Entscheidungen treffen. Das Ganze lieber noch mal liegen lassen und nachdenken!

Auch die Banken sind heute extrem zurückhaltend, wenn es darum geht, Kredite zu vergeben.

Das stimmt! Wenn man auf Fremdkapital angewiesen ist – und das ist der überwiegende Teil der Gründer –, gilt, dass erst mal ein Businessplan erstellt werden muss, der das Projekt positiv darstellt. Positiv heißt nicht, dass da illusorischer Schmu drinsteht. Das merkt jeder Geldgeber spätestens auf der dritten Seite. Sich selbst positiv zu verkaufen bedeutet, absolut hinter der Idee zu stehen und an den Erfolg zu glauben. Im Businessplan sollte zum Beispiel stehen: Wie komme ich auf die Idee und welche Werbung sollte eingesetzt werden. Welche Umsätze und Kosten erwarte ich in den ersten drei Jahren. Man sollte aber auch zeigen, dass man weiß, das gerade in der ersten Zeit ein sehr dorniger und steiniger Weg bewältigt werden muss.

Gibt es eigentlich so was wie eine Gründerpersönlichkeit?

Gründer sind Leute, die sich hoch motiviert für ihr eigenes Produkt engagieren, aber zugleich nüchtern die Risiken betrachten. Also keine euphorischen Träumer. Zu den persönlichen Voraussetzungen, die Gründer mitbringen sollten, gehört, dass man seine Mitarbeiter motivieren und die Kunden überzeugen kann. Ich muss hinter meinem Produkt stehen und das auch nach außen transportieren können.

Lassen sich diese Fähigkeiten erlernen?

Das hat viel mit Selbstbewusstsein zu tun. Und das lässt sich erlernen. An den Volkshochschulen oder bei der IHK werden entsprechende Kurse angeboten. Dort kann man lernen, sich zu verkaufen und die rhetorischen Fähigkeiten zu schulen. Dass bedeutet nicht, alles schönzureden, sondern seine Idee positiv und realistisch zu verkaufen.

Mit der „Ich-AG“ hat der Gesetzgeber ein neues Gründungsinstrument geschaffen. Wie beurteilen Sie die neuen Möglichkeiten, die damit verbunden sind?

Die Ich-AG ist ein sehr schönes Instrument, wenn man einen Blumenladen oder Kiosk halbtags aufmachen will. Für eine vernünftige Existenzgründung, die einen Gründer und vielleicht noch einige Angestellte finanziell über die Runden bringen soll, ist das Instrument nicht geeignet.