: Spar droht Rüffel wegen Pfand-Bons
Weil die Spar-Handels-AG auch nach der Übergangsfrist mit Pfandbons arbeiten will, drohen ihr Abmahnungen der Wettbewerber. Privatbrauer werfen dem Handel vor, das Dosenpfand zu sabotieren, um es vor der EU zu Fall zu bringen
von MATTHIAS URBACH
Den Supermärkten der Spar-Handels-AG drohen Abmahnungen, sollten sie sich an die Empfehlung der Firmenzentrale halten und nach dem 1. Oktober weiter mit Pfandbons hantieren. Vor drei Tagen hatte Spar erklärt, doch nicht beim bundesweiten Rücknahmesystem für Einwegdosen der Firma Lekkerland-Tobaccoland mitzumachen. Stattdessen rät Spar nun seinen 2.700 angeschlossenen Märkten, die Rücknahme über die Firma VfW abzuwickeln. Die sieht ein System vor, bei dem die Kunden einen visitenkartengroßen Pfandbon mit der leeren Dose abgeben müssen, um ihr Pfand zurückzuerhalten. Das „P“-System der Firma Lekkerland-Tobaccoland (L-T) kommt ohne Wertcoupons aus.
Das Umweltministerium hat erhebliche Bedenken gegen das Bon-Verfahren: „Die Verpackungsverordnung schreibt vor, dass das Pfand bei Abgabe der leeren Dose zu zahlen ist“, sagte Ministeriumssprecher Michael Schroeren der taz. Er sei „skeptisch“, ob die Bonlösung rechtlich haltbar sei. Noch klarer äußert sich Roland Demleitner vom Verband der Privatbrauer. „Wir halten das Bonsystem für nicht verordnungskonform.“ Wer das System nutze, verschaffe sich „auf unlautere Weise einen Wettbewerbsvorteil.“
Zurzeit wird nur gegen Wertbons das Pfand zurückbezahlt und nur dort, wo die Dose gekauft wurde. Diese Übergangsregel läuft aber zum 31. September aus. Die Pfandbons sind unpraktisch und gehen verloren, weshalb die Kunden ihr Pfand oft nicht zurückverlangen – der Händler streicht das Pfand ein.
Spar-Sprecherin Christina Werthner rechtfertigt den Sinneswandel mit der geringen Zahl von Herstellern, die bislang bereit sind, ihre Verpackungen mit dem „P“-Symbol des Rücknahmesystems von L-T auszustatten. „Über VfW kann man das normale Sortiment verkaufen.“ Vorausgesetzt, das System lässt sich rechtlich halten. Denn der Verband der Deutschen Getränke-Einzelhändler ermutigt seine Mitglieder, Wettbewerbsverstöße gegen die Verordnung abzumahnen. Das bekam im Frühjahr bereits Wal-Mart zu spüren.
Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), glaubt nicht an geschäftliche Gründe für Spars Absage. „Das Ziel ist klar: Sie wollen das bundeseinheitliche Rücknahmesystem kaputt machen und dann sagen: Lekkerland gibt auf.“
Dahinter, argwöhnt auch Demleitner, stecke der Versuch, die EU-Kommission zu bewegen, das Dosenpfand wegen mangelhafter Infrastruktur einzukassieren. Deshalb habe die Einweglobby die Rücknahme von Anfang an blockiert. Besonders suspekt ist Demleitner dabei die Rolle des Einzelhandelsverbandes HDE. Er will nun klären lassen, ob der HDE verbotene Absprachen organisiert hat. „Wir prüfen kartellrechtliche Schritte gegen den HDE“, sagte er der taz.
Lekkerland will sich jedoch von Spars Absprung nicht beirren lassen: „Es sind noch immer 70.000 Annahmestellen“, sagt L-T-Sprecherin Inga Koenen. Wenn die rechtliche Unsicherheit in Brüssel erst geklärt sei, würden sich schon weitere anschließen.