: Rotkäppchens Rückkehr
Früher war alles besser: Bahn wieder mit Gleis-Chefs
Bremen/Hamburg dpa/taz ■ Vor langer langer Zeit, da herrschten die Rotkäppchen auf Deutschlands Bahnhöfen. Nun will die Deutsche Bahn wieder spezielle Aufsichts-Mitarbeiter für die Zugabfertigung einsetzen. Der Pilotversuch startet kommenden Montag im Hauptbahnhof Bremen. Die rotbeschirmmützten Gleiswärter sollen zunächst bis Ende September zum Einsatz kommen.
„Ziel ist es, die Pünktlichkeit weiter zu steigern“, sagte Bahn- Sprecher Egbert Meyer-Lovis gestern in Hamburg. In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war diese Aufgabe den Zugchefs übertragen worden.
Der Test findet bis Ende September auch in Hamburg-Dammtor und in sechs weiteren Großstädten statt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf dem zweigleisigen Hamburger Haltepunkt. Dieser gilt als Nadelöhr. Gerade hier komme es auf Sekunden und Minuten an.
Täglich zwischen 6 und 23 Uhr geben jetzt örtliche Mitarbeiter grünes Licht. Ausgedient hat allerdings seit langem die grüne Kelle. Stattdessen gibt die Aufsicht den Fahrauftrag elektronisch per Knopfdruck. Daraufhin leuchtet für den Lokführer ein Signalkranz aus grünen Lichtpunkten auf.
Ob nach dem Pilotprojekt flächendeckend wieder zur alten Bahnsteig-Aufsicht zurückgekehrt wird, ist offen. „Das wird sich erst herausstellen, wenn die Ergebnisse ausgewertet sind“, sagte Bahnsprecher Meyer-Lovis.
Bereits Ende 2003 hatte die Bahn wieder erste Tests mit Bahnsteig-Mitarbeitern gemacht. Sie sollten eigentlich im vergangenen Frühjahr zu Ende gehen. Um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wurde der Versuch jetzt jedoch ausgeweitet.