Ode an den Theaterberg

Eine Performance von StudentInnen der Bremer Hochschule für Künste: „Erinnerung stört Gegenwart stört Außen stört Innen“. Video trifft Musik trifft freie Kunst

Auf einem Aquarell aus dem frühen 19. Jahrhundert ist er noch zu sehen, der kleine Pavillon auf dem Bischofsnadelhügel – mit dem schönen Namen „Halle des Plato“. Unter der französischen Besatzung wurde der 1802 erbaute Holztempel schon 1805 wieder abgefackelt. 1843 entstand dort ein Theater. „Ein richtig wilhelminischer Protzbau“, so Roland Kerstein, Videokünstler des multimedialen Projektes, das jetzt an dem geschichtsträchtigen Ort in Szene gesetzt werden soll.

David Bade (freie Kunst), Roland Kerstein (Video) und Hans Joachim Heintz (Komposition), alle von der Hochschule für Künste, verwandeln heute und morgen den Theaterberg mit einer komplexen Performance.

Grob kann man sagen, Bade baut einen neun Kubikmeter großen Kubus, Kerstein liefert Videos auf drei, vier Leinwänden, und Heintz hat Klänge für acht Lautsprecher komponiert. Doch das gesamte Projekt entsteht erst live. „Es ist dann doch – mit viel Improvisation – eher eine Performance“, sagt einer der acht beteiligten StudentInnen. Sicher sind sich alle in der Herausforderung, „auf die Geschichte (des Ortes) einzugehen.“

Abgesehen davon, dass Heintz auch noch einmal an den Wall als Verteidigungsgraben erinnert haben will, fängt die bürgerliche Wall-Geschichte mit dem „Wallgedicht“ von Joseph Lange an, der 1808 schrieb: „Lobsinget, lobsinget mir hübsch überall / Der Hansestadt Bremen vortrefflichem Wall / Und preiset die Weisheit, die werden ihn hieß / zum Garten des Volkes, zum Luftparadies.“ 1943 präsentierte der nazistische Theaterintendant, Curt Gerdes, das gut besuchte Haus als „Beitrag zur Stärkung der inneren Front“.

Daher erklingen jetzt in der halbstündigen Musik einige Zitate von Richard Wagner und Robert Schumann. Auch im Videomaterial und in live rezitierten Texten tauchen bekannte Sequenzen und Sentenzen auf. „Erinnerung stört Gegenwart stört Außen stört Innen“, so heißt denn auch der ebenso geheimnisvolle wie anspruchsvolle Titel der Veranstaltung.Ute Schalz-Laurenze

Heute und morgen jeweils um 21 und 22 Uhr auf dem Theaterhügel an der Bischofsnadel