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Archiv-Artikel

Emssperrwerk geht den Bach runter

Emssperrwerk und Betriebsgebäude bei Emden sacken seit einem Jahr wöchentlich um mehr als einen Millimeter. Die Ursache dafür ist unbekannt. Die Betriebsfähigkeit der Emssperre sei „noch“ nicht gefährdet, sagt ein Sprecher der Planungsgruppe

Es sackt schief: Auf der einen Seite 67, auf der anderen 20 Millimeter Die überraschten Planer gehen jetzt an die Ursachenforschung

aus Emden von THOMAS SCHUMACHER

Das Emssperrwerk bei Gandersum/Emden hat Geburtstag. Ein Jahr ist es „alt“ – und man sollte zügig feiern. Denn vielleicht ist es bald vorbei mit der Sperrwerk-Feierei – mangels Sperrwerk. Das Bauwerk droht im Emssand zu versacken.

BesucherInnen meldeten schon vor einiger Zeit Risse im Betriebsgebäude der Emsperre auf dem Deich bei Gandersum. Mittlerweile ist der Betonkubus an einer Seite 67 Millimeter abgesackt, an der anderen Seite ungefähr 20 Millimeter. Das hat zu Rissen in den Gebäudemauern geführt. Diese Risse sind zwar wieder verfugt worden, aber warum sich das Gebäude „setzt“, weiß niemand. Auch die Emssperre selbst hat sich tiefer in das Flussbett gelegt. „Hier müssen wir beobachten, wie Pfeiler und Drempel reagieren. Noch ist das Sperrwerk betriebsbereit“, so ein Sprecher der Projektgruppe.

Vor Baubeginn waren im Fluss und am Deich Probebohrungen durchgeführt worden, um die Festigkeit des Baugrunds zu testen. Für das Sperrwerk trieb man dann 40 Meter lange Stahlpfähle in den Boden. Erst darauf wurden die Betonpfeiler des Stauwerkes gesetzt. Für das Betriebsgebäude hielt man 15 Meter lange Stahlnägel für ausreichend. Beides stellt sich nun offenbar als unzureichend heraus. Die Niedersächsische Staatskanzlei meldet zwar, die Setzungen seinen „erwartungsgemäß“. Dem widersprach jedoch ein Sprecher der Projektgruppe Emssperrwerk: „Wir sind überrascht und wissen nicht, warum die Gebäude versacken.“ Da der ganze Komplex noch nicht offiziell von den vier Baufirmen an das Land Niedersachsen übergeben worden ist, sollen diese Unternehmen jetzt die Kosten für erneute Probebohrungen tragen.

Inzwischen ist das Sperrwerk zu einer Touristenattraktion geworden. Der Fremdenverkehr jubelt, immer mehr „Betontouristen“ wollen das Emssperrwerk zu Wasser und zu Lande besichtigen. Die BesucherInnen bekamen in der Vergangenheit tatsächlich Einiges geboten. Zunächst wickelten sich mehrmals Binnenschiffe um die Pfeiler des Stauwerks, weil durch die Verengung der Ems im Bereich der Sperrwerksdurchfahrt gefährliche Strömungen entstanden waren. Dann musste im April dieses Jahres das Sperrwerk selbst für Sanierungsarbeiten gesperrt werden. Grund: Das Bauwerk rostete.

Einmal auf Tour bieten die Busunternehmen auch einen Besuch der Papenburger Meyer Werft an. Just für diese Werft wurde die Emssperre gebaut. Die Kreuzfahrtschiffe aus Papenburg sind zu groß für die Ems. Durch das Sperrwerk wird der Fluss so aufgestaut, dass mit diesem Hochwasser die Papenburger Schiffe durch den Fluss ans tiefe Wasser der Nordsee gefädelt werden. Einer Verlegung eines Teiles der Produktion nach Emden ans tiefe Wasser, hatte sich Werftchef Bernhard Meyer immer widersetzt.

Durch den Bau des Sperrwerkes sind wichtige Rast- und Brutplätze von See- und Wattvögeln zerstört worden. Eine gerichtliche Klärung darüber, in welchem Ausmaß dies geschehen ist und ob dies überhaupt nach deutschem oder europäischem Recht erlaubt war, steht noch aus.