Sendesaal unter neuer Regie

Zwischen Zukunftsmusik und Denkmalschutz: Im historischen Studio F gehen heute wieder die Mikrofone an

Einen Monat nach seiner Ernennung zum schützenswerten Denkmal startet heute die Zukunft des Sendesaals. Die Pläne für den Betrieb des historischen „Studio 7“ unter neuer Regie stellten am Montag der Verein der Freunde Sendesaals und der neue Eigentümer vor.

Nach sieben Jahren Lobbying war es dem Verein unter Vorsitz von Peter Schulze und Klaus Bernbacher gelungen, den Bauunternehmer Klaus Hübotter mit ins Boot zu holen. Der gründete zusammen mit Hans-Hermann Kathmann im vergangenen Jahr die Sendesaal Karree Gesellschaft. Der gelang es, Radio Bremen zum Verkauf des einzigartigen Technikdenkmals zu überreden – und es so vor dem Abriss zu bewahren.

Momentan verhandelt sie mit einem potenziellen Mieter für das Gelände rund um den Studiotrakt. Es handele sich dabei um eine Institution aus dem Gesundheitsbereich, so Hübotter, die „einen nachbarschaftsgerechten, sanften Betrieb“ plane.

Während das noch wie Zukunftsmusik klingt, ist das übrige Programm bereits konkret: Heute schon findet eine Studioproduktion statt, am Freitag dann das erste Konzert in neuer Trägerschaft: Das Instituto Cervantes veranstaltet ein Konzert mit Stücken des spanischen Komponisten Luis de Pablo. Mindestens zwei Jahre lang wird Hübotters Gesellschaft den Sendesaal-Freunden das historische Studio F kostenlos zur Verfügung stellen.

Die wiederum suchen Untermieter: Zugesagt haben bereits namhafte Plattenfirmen wie ECM oder Enja Records, auch der Alteigentümer Radio Bremen hat Interesse, Saal und Studios für Aufnahmen zu nutzen. Zudem will man selbst ein Konzertprogramm organisieren und andere Veranstalter gewinnen. Auch der potenzielle Betreiber des Restgeländes – Büros und andere Funktionsgebäude – interessiere sich für den Sendesaal als Veranstaltungszentrum. „Hundert Belegtage für dieses Jahr als weicher Einstieg wären phänomenal“, umreißt Schulze die eigenen Zielvorstellungen. Immerhin: Der September sei für Produktionen bereits ausgebucht.

Ganz abreißen wollen die Querelen um den Verkauf des Geländes indes noch nicht. Zwar ist der notarielle Kaufvertrag seit Mitte Januar unterzeichnet. Noch verzögert sich die offizielle Übergabe: Radio Bremen hat den Grundbucheintrag noch nicht freigeben können. Es fehlt das Go der vorherigen Kaufinteressenten. Das ist laut Hübotter Bedingung für die Zahlung des Kaufbetrags von rund vier Millionen Euro: „Das Geld ist da“, so der Bauunternehmer. „Ein Knopfdruck und es ist überwiesen“. THA