Beton ins Hollerland

Umweltsenator prahlt mit Schutz für Schlammpeitzger – und kündigt erste Pläne für Technologiepark-Ausbau an

Bremen taz ■ Der Senat zankt vier Jahre, Jens Eckhoff klärt in zwei Monaten. Mit solchen Schlagzeilen auf den Lippen tritt der CDU-Bau- und Umweltsenator gerne an die Öffentlichkeit. Die „schier unendliche“ Bremer Debatte um die Ausweisung von europäischen Naturschutzgebieten (FFH-Gebiete), der ewige Streit zwischen Naturschützern und Gewerbegebietsplanern, brüstete sich Eckhoff gestern nach der Senatssitzung, sei mit seinem Vorschlag nun „zu einem guten Ende gebracht“. Rund 1.000 Hektar wertvoller ökologischer Nischen sollen demnach der EU nachgemeldet werden (taz berichtete). Brüssel hatte mehrfach die Bremer „Defizite“ beim Naturschutz bemängelt und gedroht, Fördermittel zu streichen.

Unter EU-Schutz sollen künftig unter anderem zwei Drittel des Hollerlands stehen. Ein 700 Meter breiter Streifen längs der A 27 bleibt dagegen dem Ausbau des Technologieparks vorbehalten. Erste Pläne dafür will Eckhoff im nächsten Jahr vorlegen. Die vor einer Bebauung nötigen Verfahren – das gesamte Hollerland ist bereits bundesdeutsches Natur- und EU-Vogelschutzgebiet – dauerten allerdings mindestens fünf Jahre, schätzt er: Brüssel muss von der zwingenden Notwendigkeit und dem überwiegenden öffentlichen Interesse an der Zerstörung der Öko-Nische überzeugt werden. Unter den gleichen Voraussetzungen kann auch ein FFH-Schutz wieder aufgehoben werden. Die so genannte Hollerland-Trasse von Lilienthal zum Autobahnzubringer, so Eckhoff, bleibe ergo „weiterhin möglich“.

Seinen Melde-Vorschlag im FFH-Streit bezeichnete Eckhoff als „ein Angebot, die verhärteten Fronten aufzubrechen“ – in beide Richtungen. Die Umweltverbände etwa kritisierten den Vorstoß bereits als unzureichend. So will Eckhoff die Weddewarder Außendeichflächen, deren Schutz die EU gefordert hatte, wegen des dort geplanten Containerterminals CT IV nicht anmelden. „Verhärtet“ sind die Fronten nach Eckhoffs Überzeugung aber auch bei denen, die Naturschutz nur als Hindernis bei Bauvorhaben sehen. „Ich möchte nicht an die Rede bei der Eiswette erinnern“, stichelte Eckhoff gegen Scherf. Der hatte die seltenen Grabenfische, die im Hollerland leben, als „Erfindung unserer Öko-Leute“ bezeichnet und den Einsatz von Hechten vorgeschlagen. Eckhoff dagegen bekannte: „Wir wollen den Schlammpeitzger schützen.“ sim