: Abgabe umstritten
IHK lehnt die Ausbildungsplatzabgabe ab. DGB ist dafür. 10.600 Jugendliche suchen noch eine Lehrstelle
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) lehnt die von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angedrohte Ausbildungsplatzabgabe ab. Die Bundesregierung befinde sich auf einem „kompletten“ Irrweg, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder gestern. Der DGB begrüßte hingegen die Abgabe. Zurzeit suchen nach Angaben des Landesarbeitsamtes noch rund 10.600 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, gemeldet sind noch 2.700 offene Stellen.
Solche Zahlen müsse man aber mit Vorsicht genießen, so IHK-Hauptgeschäftsführer Eder. Viele Jugendliche seien schon vermittelt, so mancher Betrieb habe Lehrstellen gar nicht erst gemeldet. Eder geht davon aus, dass zum Ende des Monats rund 2.000 Bewerber unversorgt sind. Gemeinsam mit dem Arbeitsamt werde die IHK eine Nachvermittlungsaktion starten. Problematisch sei aber, dass rund 15 Prozent der Jugendlichen nicht für eine Ausbildung geeignet seien – wegen fachlicher oder persönlicher Defizite. „Das ändert sich auch nicht, wenn es dreimal mehr Ausbildungsplätze gibt.“
Der DGB-Jugendsekretär Daniel Wucherpfenning sieht keinerlei Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt. Die Situation zeige, dass die Anstrengungen der IHK und des Wirtschaftssenators nicht reichten. „Denn trotz ihrer großen Anstrengungen sinkt die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze.“ Nur 30 Prozent der Berliner Betriebe bilde aus. Die ausbildungsunwilligen Betriebe müssten aber auch an den Kosten der Ausbildung beteiligt werden. Dies funktioniere nur über eine Abgabe. Wucherpfennig: „Denn wer nicht ausbildet, muss zahlen.“
Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach betrieblichen Ausbildungsplätzen ist nach Angaben des Landesarbeitsamtes um 566 Stellen größer als im Vorjahr. Gut die Hälfte der bisher leer ausgegangenen Bewerber hat schon im vergangenen Jahr die Schulzeit beendet und versucht nun zum zweiten Mal, eine Ausbildungsstelle zu finden. Ihr Anteil stieg leicht auf 56 Prozent. ROT