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Archiv-Artikel

DGB nicht auf der Straße

Der Bundesvorstand des DGB ruft nicht zu den Montagsdemos auf. Er wartet auf eine Herbstkampagne

RUHR taz ■ Keine der fünf DGB-Regionen im Ruhrgebiet ruft zurzeit zur Teilnahme an den Montagsdemos auf. In der DGB-Region Ruhr-Mark mit Sitz in Bochum hält man es mit dem Bundesvorstand und überlässt die Entscheidung den Untergliederungen. „Unsere Region reicht von Bochum und Herne über Witten und Hagen bis an den Rand des Sauerlandes. Da müssen unsere Arbeitslosenverbände vor Ort entscheiden, was zu tun ist“, sagt der DGB-Regionsvorsitzende Peter Brodrück. Mit Sorge beobachte er Versuche rechter Gruppen, die Proteste zu instrumentalisieren. Bislang sei es aber immer gelungen, die „rechten Populisten“ außen vor zu halten.

In der Region Emscher-Lippe beobachtet der DGB eher die Aktivitäten der linken Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) mit Skepsis, die die Montagsdemos in Gelsenkirchen dominieren würden. „Wir rufen nicht zu den Montagsdemos auf“, sagt Paul Naumann vom DGB Emscher-Lippe. Man arbeite aber intensiv an der Vorbereitung einer Großdemo in Recklinghausen Mitte November gegen den Sozialabbau.

Viel Klärungsbedarf sieht Dieter Hillebrand, kommissarischer Vorsitzender der Region Mülheim-Essen-Oberhausen. Auch er beklagt, dass vielfach MLPD-Bündnisse die Demos organisierten. „Da rennen wir nicht einfach hinterher.“ Die Kundgebungen und Proteste im Osten Deutschlands stünden in der Tradition der Montagsdemos, die es im Ruhrgebiet nicht gebe. „Wir hatten in Essen schon einmal über mehrere Wochen hinweg Arbeitslosendemos. Das war aber nicht zu halten. Die Menschen gaben frustriert auf, und die Probleme blieben.“

In Dortmund und Duisburg, den DGB-Regionen Östliches Ruhrgebiet und Niederrhein, kann der DGB keine konkreten Aktionen ankündigen. „Bei uns ist noch nichts spruchreif“, räumt Organisationssekretärin Ina Hecht vom DGB in Dortmund ein. In den DGB-Häusern am Niederrhein gäbe es schon einige Anrufe, um mehr über die Demos zu erfahren, sagt der DGB-Vorsitzende Rainer Bischoff. Aber: „Man entwickelt mit den Jahren ein Gespür dafür, ob eine Bewegung aus sich heraus Kraft hat und ob sie längerfristig tragfähig ist.“ Zurzeit ist der Gewerkschafter da noch skeptisch. MANFRED WIECZOREK