: Länder bauen Bildungshaus
Bildungskommission der Länder Berlin und Brandenburg legt Empfehlungen für eine gemeinsame Bildungspolitik vor: Schulen sollen Grundbildung verstärken und Spracherwerb fördern
von SUSANNE LANG
Berliner und Brandenburger Schulen sollen die Chancengleichheit ihrer Schüler und Schülerinnen stärker fördern. Das empfiehlt eine Bildungskommission der Länder Berlin und Brandenburg, die im Auftrag beider Bildungsverwaltungen Richtlinien für eine gemeinsame Bildungspolitik erabeitet hat.
In ihrem gestern vorgestellten Bericht kommt die Kommission zu dem Ergebnis, dass zwar beide Schulsysteme wichtige Reformen eingeleitet hätten, die Grundbildung der SchülerInnen allerdings nicht gesichert sei. Insbesondere Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache müssten mit spezieller Sprachförderung die Chance erhalten, sich zu integrieren.
Spracherwerb, Lesen und Schreiben sollten daher verstärkt gefördert werden. Die Kommission unter dem Vorsitz von Jürgen Baumert, Leiter der Pisa-Studie, empfiehlt, die wöchentlichen Stundenzahl im Unterricht zu erhöhen. Vorstellbar seien auch zusätzlicher Unterricht an Nachmittagen und Sonnabenden sowie bei Bedarf spezielle Förderung in den Sommerferien. „Die größte Herausforderung für Schulen ist es, rechtzeitig zu fördern“, betonte Baumert. Nicht nur müsse die hohe Zahl von Schulabbrechern vermindert werden, es müssten auch soziale Benachteiligung aufgehoben werden.
Im Hinblick auf einen einheitlichen Bildungsraum im Rahmen der geplanten Länderfusion hatten Bildungssenator Klaus Böger und Bildungsminister Steffen Reiche (beide SPD) vor drei Jahren Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis beauftragt, die bestehenden Schulsysteme zu analysieren und Leitlinien für Verbesserungen zu empfehlen. Den 270 Seiten umfassenden Bericht bezeichnete Böger als „Kursbuch für Leitlinien der Bildungspolitik“, das jenseits von Tageshektik eine fundierte Grundlage für Reformen darstelle. Minister Reiche sieht darin einen weiteren Schritt zu einer übergreifenden Bildungsreform. „Wir bauen an einem gemeinsamen Bildungshaus“, sagte er.
Ziel dabei dürfe es nach Ansicht der Kommission nicht sein, die Systeme zu vereinheitlichen. Vielmehr müsse über regionale und lokale Differenzierung eine größere Passgenauigkeit der Reformen gewährleistet werden. Während Brandenburg Lösungen für das Problem der schwindenden Schülerzahlen finden müsse, liege die Hauptaufgabe Berlins darin, stärker die wachsende Anzahl von SchülerInnen nichtdeutscher Herkunftssprache zu fördern. Voraussetzungen seien eine bessere Qualifikation der Lehrer in „Deutsch als Zweitsprache (DAZ)“ sowie die Umschichtung von Stellen in Bezirke mit sozialen Brennpunkten.
Grundsätzlich hält es die Kommission für möglich, ihre Empfehlungen ohne zusätzliche personelle und finanzielle Mittel umzusetzen. Die vorhandenen Mittel müssten nur effizienter eingesetzt werden. Ziel sei es, die Lernfähigkeit zu fördern, indem die Durchlässigkeit des Schulsystems verbessert und verantwortlicher mit der Schulzeit umgegangen werde. Daher empfiehlt die Kommission eine flexible Schuleingangsphase, eine verkürzte Schulzeit von 12 Jahren und eine niedrigere Quote von Sitzenbleibern.