Kommunen kaufen sich frei

Kommunale Stadtwerke aus NRW wollen sich aus der Abhängigkeit der großen Energieversorger befreien und planen ein neues Kraftwerk in Hamm. Weitere Beteiligungen sind möglich

VON ELMAR KOK

Bis 2007 soll in Hamm ein neues 800 Megawatt Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk entstehen, das Stadtwerke in Nordrhein-Westfalen mit langfristig günstigem Strom versorgen soll. Das gab gestern der Geschäftsführer der Trianel Power Projektentwicklung GmbH und Co KG (TPPE), Ioannis Karanotsis, in Hamm bekannt. An der TPPE sind kommunale Versorger aus Münster, Bochum, Aachen, Herzogenrath, Krefeld, Hagen und Osnabrück beteiligt. Sie erhoffen sich vom Kraftwerksneubau Unabhängigkeit von den großen Versorgern, die angekündigt haben, zukünftig weiter an der Preisschraube für Strom und Durchleitungsgebühren drehen zu wollen. Neben den städtischen Energieversorgern ist auch die Trianel European Energy Trading GmbH an der TPPE beteiligt. Dieser Stromhändler, an dem viele Stadtwerke Anteile halten, hat bisher für die Kommunalversorger Strom in Europa eingekauft.

Schon im Herbst 2005 soll der Neubau des Kraftwerkes beginnen, bis spätestens September 2007 soll es den ersten Strom produzieren. Gaskraftwerke, die bis Ende des Jahres 2007 ans Netz gehen sind von der Ökosteuer befreit, so sie einen Wirkungsgrad von mindestens 57,5 Prozent, wie das in Hamm geplante, erreichen. Insgesamt soll der Bau der zwei 400 Megawatt-Blöcke in Hamm-Uentrop 400 Millionen Euro kosten. Im Vergleich zum Jahr 2002 würde das Kraftwerk 0,88 Prozent der gesamten deutschen Strommenge erzeugen.

Der Geschäftsführer der Trianel Europe Energy Trading, Christian Becker geht davon aus, dass sich während des Planungsprozesses noch weitere kommunale Partner am Kraftwerk, dass auf dem Gelände des Chemiekonzerns DuPont gebaut werden soll, beteiligen. „Darüber hinaus führen wir auch mit strategischen Investoren aus der Energiewirtschaft entsprechende Gespräche“, sagt Becker. Die Stadtwerke werden je nach Höhe ihrer Beteiligung am Kraftwerksbau über Strom verfügen können. „Die Projektbeteiligten erwerben eine so genannte Kraftwerksscheibe, die mindestens 10 Megawatt beträgt“, sagt Becker.

Für den Betrieb der Anlage rechnet die TPPE mit 50 festen Arbeitsplätzen, die am Standort Hamm-Uentrop ab 2007 entstehen werden. Eine Hürde des Projekts ist die zukünftige Versorgung des Kraftwerkes mit Gas. Zurzeit verhandelt die TPPE nach eigenen Angaben mit fünf in Frage kommenden nationalen und internationalen Anbietern über die Gasversorgung. Zudem gibt es in Hamm noch keine Anbindung an ein Gashochdrucknetz, welche für den Betrieb des Kraftwerkes ausreicht.

Für den Aachener Energiehändler Trianel soll das Kraftwerk in Hamm nicht das letzte Projekt mit kommunaler Beteiligung sein. Auch der Bau von modernen Kohlekraftwerken sei möglich, denn es gebe genügend Stadtwerke, die interessante Standorte an der Küste hätten, sagte Trianel-Chef Becker.