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Gescheiterte Hoffnungen

Die „Romerotage“ beschäftigen sich unter dem Motto „AufBrüche“ mit den vielfältigen internen und externen Gründen für das Scheitern sozialer Bewegungen in Lateinamerika

Nicht erst seit seiner Ermordung durch einen von der damaligen Militärdiktatur beauftragten Heckenschützen am 24. März 1980 – Auftakt eines 12 Jahre dauernden Bürgerkriegs in El Salvador –, gilt der katholische Erzbischof Óscar Romero vor allem in Lateinamerika als Symbol für die Hoffnung auf soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Veränderungen. Wie in den letzten Jahren ist die Ermordung Romeros bis Ende April Anlass für eine Reihe von Workshops, Vorträgen, Diskussionen, Buchvorstellungen, Filmvorführungen und Gottesdiensten im Rahmen der „Romerotage“.

Dieses Jahr steht die Reihe unter dem Motto „AufBrüche“ und beschäftigt sich mit all jenen hoffnungsvollen Aufbrüchen sozialer Bewegungen in Lateinamerika, die aus verschiedenen Gründen bis heute unvollendet geblieben oder gescheitert sind.

Kolumbien ist etwa Thema einer Film- und Infoveranstaltung heute Abend im Centro Sociale. Mit der Situation in Kolumbien beschäftigt sich der Film „Der rote Tanz“. Ricardo Perea, der bis vor sechs Jahren, seit denen er im Exil lebt, Lehrer in dem Land war, dessen Bevölkerung seit einem halben Jahrhundert unter dem Bürgerkrieg leidet, berichtet von politischen Gefangenen, Entführungen und Menschenrechtsverletzungen: seit dem Amtsantritt Álvaro Uribes 2002 sind bereits 14.000 KolumbianerInnen „verschwunden“ oder ermordet worden.

7.000 Menschen den Tod gekostet hat bisher der „Krieg gegen Drogen“ in Mexiko. Von ihnen erzählt am Freitag der Journalist Wolf-Dieter Vogel in der Evangelischen Hochschule im Rauhen Haus. Vor allem soll es dabei aber um die Verstrickung des mexikanischen Staates selbst und der USA gehen.

Aber nicht nur Kriege sind ein Hindernis für die soziale Gerechtigkeit in Lateinamerika. Anfang April etwa erfährt man in der Bramfelder Laterne von der Agrarreform in Paraguay unter dem neuen Präsidenten Ferando Lugo. Die Armen in der „Sojarepublik“ hoffen auf Gerechtigkeit, Land, Essen – aber sie gehen leer aus: alles ist für den Export bestimmt. Über Agrotreibstoffe, Viehfutter und die Folgen für die Bevölkerung Paraguays berichtet Thomas Hirsch von „Brot für die Welt“. ROBERT MATTHIES

Kolumbien: Do, 5. 3., 19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2; Mexiko: Fr, 6. 3., 18 Uhr, Ev. Hochschule im Rauhen Haus, Horner Weg 170; Paraguay: Fr, 3. .4., 20 Uhr, Bramfelder Laterne, Berner Chaussee 58; Infos und Programm: www.romerotage.de

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