: Deutschland spart an Kinderköpfen
Warum sind die Deutschen so schlecht ausgebildet, dass sie im Pisa-Test versagen? Eine OECD-Studie zeigt: Deutschland gibt im Vergleich weniger Geld für Bildung aus als der Durchschnitt. Besonders bei Kindergärten und Grundschulen wird gespart
aus Berlin LAURA MÜLLER
Deutschland liegt in der Bildung weit hinter den anderen Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zurück. Dies bescheinigt die gestern im Bundesbildungsministerium in Berlin von der OECD vorgestellte Studie „Bildung auf einen Blick“, in der 26 Staaten verglichen wurden.
Als Grund für den schlechten Stand der deutschen Bildung – sowohl in den Schulen als auch im Hochschulbereich – nennt die OECD eine unterdurchschnittliche staatliche Finanzierung. Der Anteil der Bildung an den öffentlichen Gesamtausgaben liegt mit nur 10 Prozent unter dem Durchschnitt der OECD-Länder von 13 Prozent. Besonders auffällig ist die Unterfinanzierung jedoch in der Grundschule, während in den weiterführenden Schulen und den Unis geklotzt wird. So gibt der Staat für jeden Grundschüler jährlich 3.720 Euro aus. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 3.960 Euro. In den Hochschulen dagegen lässt er sich jede Person über 62.600 Euro jährlich kosten. Die Ausgaben pro Studierenden sind zudem kontinuierlich gestiegen: in den letzten acht Jahren um 11 Prozent. Im Primärbereich, den Grundschulen, stagnierten sie.
Dass deutsche Grundschüler im Vergleich zu ihren Altersgenossen in anderen Ländern schlecht dastehen, zeigt auch die Zahl der Unterrichtsstunden, die auf sie verwendet werden. Mit 642 Stunden pro Jahr erhalten die deutschen Zweitklässler ganze 100 Stunden weniger als der Durchschnitt der OECD-Länder. Auch das Betreuungsverhältnis ist in deutschen Grundschulen ungewöhnlich schlecht. So kommen 25 Schüler auf einen Lehrer – 10 Schüler mehr als im OECD-Mittel.
Deutsche Lehrkräfte verdienen dafür im Durchschnitt mehr. Über ihre Unterrichtsleistungen lässt sich wenig sagen, da Deutschland in diesem Teil der Studie sich dem Vergleich mit anderen Staaten entzogen hat. Bedenklich ist jedoch, dass 86 Prozent der Gesamtausgaben im Grund- und Sekundarbereich für Personalkosten ausgegeben werden. Mit 14 Prozent bleibt somit der Spielraum für andere Bildungsausgaben denkbar gering.
Noch schlechter schneidet Deutschland im Vorschulbereich ab. Die Kindergärten seien im Vergleich drastisch unterversorgt, meint Andreas Schleicher von der OECD. Der Anteil der privaten Finanzierung durch die Eltern sei doppelt so hoch wie im OECD-Schnitt.
Die Studie zeigt einen starken Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung und der Steigerung der Arbeitsproduktivität. So hätte der Anstieg der Hochqualifizierten in den letzten drei Jahren in Portugal und England das Bruttoinlandsprodukt nachweislich anwachsen lassen.
Deutschland hat dagegen zu wenig Absolventen. Allerdings zeichne sich bereits eine leichte Trendwende ab, heißt es in der Studie. In den letzten drei Jahren hätten 32 Prozent der Schülerinnen und Schüler eines Altersjahrgangs ein Studium begonnen. Das sind 4 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 1998. Damit liegt Deutschland jedoch immer noch deutlich hinter dem OECD-Mittel von 47 Prozent.