Heinrich Dierkes, saumastbetriebsbesitzer
: Der Schweine-Chef

Wer heute Schweinebauer ist, hat Sorgen. Das gilt natürlich für fast alle Landwirte, aber Schweinebauern, haben’s halt besonders schwer Sympathisanten zu finden: Kein Schwein zum Beispiel macht Ferien auf dem Saubauernhof. Auch deshalb ist die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) so wichtig – denn da sind immer Gleichgesinnte zu finden. Und einer von ihnen wird die Sorgen der Schweinebranche auf den Punkt bringen können.

Momentan ist das Heinrich Dierkes, 51 Jahre, verheiratet, Vater von vier Kindern und in Goldenstedt bei Vechta Eigentümer eines Sauenmastbetriebs. „Wir Schweinehalter“, hat er kürzlich in einem Kommentar formuliert, „brauchen unsere ISN heute nötiger denn je“. Nur folgerichtig also, dass er jetzt zum Verbands-Vorsitzenden gewählt wurde.

Das ist nun wahrlich keiner von diesen Jobs, die man von heute auf morgen bekommt und dann ebenso schnell wieder los ist. Dierkes Vorgänger Franz Meyer zu Holte immerhin amtierte schon, als die Berliner Mauer noch stand – die Schweinemäster lieben Kontinuität. Radikale Umbrüche, hat Dierke schon angekündigt, wird es auch mit ihm nicht geben: Uff!, schon mal eine Sorge weniger.

Die Sorgen, die übrig bleiben, wiegen allerdings schwer. Und es sind wieder welche, für die im breiten Rest der Bevölkerung erst noch zu werben ist. Zum Beispiel: Die Narkose-Frage. Dass es urplötzlich bei der Diskussion um die neue EU-Tierschutzrichtlinie ein Verbot des betäubungslosen Kastrierens von Ferkeln aufs Tapet kam – das hatte Dierkes vergangenes Frühjahr erschreckt: Denn sicher, so eine OP mag schmerzhaft sein fürs Schweinchen. Aber umgekehrt ist Narkose teuer, und Geldverlust – das tut dem Schweinebauern in der Seele weh. Wer aber denkt an dieses psychische Leid des Menschen und Landwirts?

Verhindern konnte Dierkes die Richtlinie trotz Gesprächen mit Europa-Abgeordneten nicht. Aber umso wichtiger ist es, dass Umweltschutz und Pläne für einen Tierschutz-TÜV auf der Agenda bleiben: „Das ist“, so der neue Schweine-Chef, „eine dauernde Gefahr“. Und der Abwehrkampf seine Tagesarbeit. BES

Fotohinweis:HEINRICH DIERKES, 51, mästet bei Vechta Schweine und macht sich Sorgen in Sachen Tierschutz.  FOTO: ARCHIV