Weniger Knopfaugen

Bestand an Seehunden im Wattenmeer massiv geschrumpft. Nur 5.000 Säuger überlebten die Seuche

Büsum lno ■ Der Seehundbestand im schleswig-holsteinischen Wattenmeer hat stark abgenommen. In diesem Sommer lebten an der Nordseeküste rund ein Drittel weniger Seehunde als im vergangenen Jahr. Insgesamt zählten die Wissenschaftler des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste (FTZ) in Büsum (Kreis Dithmarschen) 5038 Tiere. Im vorigen Sommer hatten sie bei ihren Zählungen noch 7876 Seehunde im Wattenmeer entdeckt. Das ist ein Rückgang von rund 36 Prozent. Das FTZ ist das Zentrum der deutschen Meeressäuger-Forschung.

Ursache für den Rückgang könnte die Seehundstaupe im vergangenen Jahr sein, vermuten die Experten. Ihr fielen nach Schätzungen 40 Prozent des Seehundbestandes in Nord- und Ostsee zum Opfer. Insgesamt wurden damals nach Angaben des Kieler Umweltministeriums mehr als 21.100 Kadaver geborgen – davon 7.300 in der Ostsee, 10.800 im Wattenmeer und 3.000 an der britischen Nordseeküste. Eine eindeutige Ursachenklärung für die Seehund-Seuchen 2002 – und auch 1988 – gibt es bis heute nicht.

Insgesamt wurden mehr als 200 Stunden Bestandszählung per Kleinflugzeug beziehungsweise mit dem institutseigenen Forschungsschiff „Südfall“ vorgenommen. Bei den jährlichen Zählungen wird auch untersucht, welche Gebiete die Tiere bevorzugt nutzen. Die aktuellen Untersuchungen sollen Aufschluss geben, welche Einflüsse von großen Off-Shore-Windenergieparks für Meeressäuger und die Vogelwelt ausgehen. Auf der Basis dieser Ergebnisse wird dann entschieden, welche Gebiete für den Bau von Windkraftanlagen geeignet sind und welche nicht in Frage kommen.