: Bayerische Anarchisten
GERHARD POLT, Kabarettist, verkörpert wie kaum ein anderer die Zerissenheit des bayerischen Wesens zwischen Spießertum und Anarchie. Das Besondere an seinen Sketchen ist seine genaue Beobachtungsgabe: Was er formuliert, kann man jeden Tag in der S-Bahn zwischen Hackerbrücke und Pasing hören. „Wir brauchen in Bayern keine Opposition – wir haben schon eine Demokratie!“, ruft er aus. Und die zehnminütige Brandrede eines bayerischen Landwirts wider die fortgesetzte Naturzerstörung beschließt er mit den Worten: „Da muss doch endlich einmal etwas passieren! Und das ist der Grund – und deswegen wähle ich auch dieses Mal wieder die CSU!“
RÄUBER KNEISSL, eigentlich Mathias Kneißl, gilt als eine Art bayerischer Robin Hood. 1899 verliert Mathias Kneißl durch Polizeischikane seine Arbeit als Schreinergeselle. Im Winter 1900/01 begeht er eine Reihe von Raubüberfällen und ermordet zwei Polizisten. Lange gelingt es ihm, sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen. Nach langer Jagd wird er schließlich von seiner Freundin verraten, sein Versteck umstellt und Kneißl schwer verletzt. 1902, wieder genesen, wird er zum Tode verurteilt und in Augsburg guillotiniert. Im Volk ist der „Räuber Kneißl“ als edler Bandit, der von den Reichen nahm und den Armen gab, bis heute verklärt. Überliefert ist ein Zitat aus dem Gerichtsverfahren gegen Mathias Kneißl: „Ich kann kein Unrecht leiden. Ich kann mich nicht beugen. Lieber geh ich zugrund.“
GUSTAV LANDAUER, Literat, war einer der führenden Köpfe der Münchner Räterepublik, die 1919 für eine knappe Woche die Macht in der Landeshauptstadt hielt. Er träumte von der Einführung des Sozialismus auf bayerischem Boden. Dem kurzzeitigen Ministerpräsidenten Kurt Eisner warf er Reformismus und Passivität gegenüber der Reichsregierung vor: „Es rächt sich, dass er so lange Sozialdemokrat gewesen ist.“ Als sich herausstellte, dass die Mehrheits-SPD die Niederschlagung der Räterepublik betrieb, notierte er: „In der ganzen Naturgeschichte kenne ich kein eckelhafteres Lebewesen als die Sozialdemokratische Partei.“
PETER GAUWEILER, Rechtsanwalt und Mitglied des Landtages, wurde als engem Gefolgsmann von Franz Josef Strauß eine große Zukunft im Freistaat vorhergesagt. Doch nach dem Tod des großen Vorsitzenden scheiterte er im Kampf um das Erbe an Edmund Stoiber. Heute, ohne Aussicht auf ein hohes Amt, erlaubt sich Gauweiler Opposition innerhalb der CSU. Zuletzt begehrte er gegen die konservative Forderung nach einer deutschen Kriegsbeteiligung im Irak auf.