aldischwemme
: Billig ist ungünstig

Die Städte im Ruhrgebiet stehen vor der Wahl: Wollen sie ein Billig-Eldorado werden oder auch teure und mitunter hochwertigere Waren in ihren Innenstädten anbieten? Der neue Run von Aldi und Co auf die Stadtzentren vollzieht im Augenblick nur nach, was sich dort schon seit langem abspielt: Rudis Resterampe vertreibt Fritz Schreibwarenladen, Inferno macht Agathes Modestübchen platt.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Aber die Billigketten gehen noch weiter: Sie brauchen viel Platz und fette Straßen für dutzende von Parkplätzen und tägliche LKW-Lieferungen für das frisch importierte Plastikgemüse. Die ImmobilienbesitzerInnen mischen kräftig bei dem Deal mit: Weil bei Wohnungen im Moment nicht viel zu holen ist, verpachten sie an EinzelhändlerInnen.

Jetzt muss das Land einspringen und den Einzelhandelserlass ausweiten: Bisher gilt er nur für Geschäfte über 700 Quadratmetern, die meisten Discounter bleiben knapp unter dieser Marke. Mit dem veränderten Erlass im Rücken könnten Städte auch auf privaten Flächen verhindern, dass dort ein städteplanerisch gefährliches Projekt realisiert wird. Dies geht bisher nur bei zweifelhaften Ansiedlungen wie Porno-Shops oder Spielhöllen.

Zuerst fehlt also ein neuer Erlass für kleinere Flächen – dann aber müssen auch die Städte mitspielen und nicht zu jedem Projekt, das Gewerbesteuern verspricht, Ja und Amen sagen. Dies ist nicht selbstverständlich, wie der seit Jahrzehnten andauernde Wettlauf um die größte Konsummeile im Revier zeigt.