: Wieder Anschlag auf UN-Sitz
Die Explosion einer Autobombe in Bagdad tötet zwei Menschen und verletzt 19 weitere. Der Weltsicherheitsrat kann sich noch immer nicht auf eine neue Resolution einigen
BAGDAD/WASHINGTON ap ■ Der UN-Sitz in Bagdad ist gestern abermals Ziel eines Selbstmordanschlags geworden. Bei der Explosion einer Autobombe wurde neben dem Täter ein irakischer Polizist getötet, 19 weitere Menschen wurden verletzt, darunter zwei irakische UN-Mitarbeiter. Der Sprengsatz detonierte, als das Auto bei der Einfahrt auf den Parkplatz neben dem UN-Gelände kontrolliert wurde. In der Frage der künftigen Verwaltung Iraks zeichnet sich unterdessen weiterhin keine Einigkeit zwischen den USA und den ehemaligen Kriegsgegnern ab.
Ein US-Militärsprecher erklärte, Ziel des Täters sei das UN-Gelände gewesen. Dass er aufgehalten worden sei, beweise, dass die Sicherheitsmaßnahmen funktionierten. Die Explosion ereignete sich knapp 200 Meter vom Gelände des Hotels „Canal“ entfernt, wo am 19. August eine Autobombe 23 Menschen in den Tod gerissen hatte, darunter auch den UN-Sondergesandten für Irak, Sergio Vieira de Mello. Die Vereinten Nationen haben ihr Engagement in Irak seitdem etwas zurückgefahren.
US-Präsident George W. Bush erklärte in einem Fernsehinterview, er sei sich „nicht sicher“, ob die USA den UN wirklich eine wesentlich bedeutendere Rolle einräumen müssten, um die Verabschiedung einer neuen Irak-Resolution zu sichern. Die USA wollten mehr UN-Mitgliedstaaten an der Entwicklung einer neuen Staatsordnung in Irak beteiligen, sagte Bush dem Sender Fox News in einem Interview, das gestern ausgestrahlt werden sollte. Diesem Ziel solle die geplante Resolution dienen. Dazu sei es aber nicht notwendig, dass die UN als Organisation in Irak eine größere Rolle spielten.
Ein ranghoher Beamter der US-Übergangsverwaltung für Irak sagte der Nachrichtenagentur AP, US-Zivilverwalter Paul Bremer werde der Wiederherstellung der vollen Souveränität erst zustimmen, wenn eine neue Verfassung erarbeitet worden sei und Wahlen stattgefunden hätten. Solange dies nicht geschehen sei, werde er auch sein Veto gegen Forderungen des irakischen Verwaltungsrats einlegen, wonach irakische Milizen schon bald die Sicherheitskontrolle von den US-Truppen übernehmen sollten.
Der französische Staatspräsident Jacques Chirac sprach sich unterdessen für eine Übergabe der Macht von den Besatzungstruppen an das irakische Volk in zwei Phasen aus. In einem am Montag veröffentlichten Interview der New York Times erklärte Chirac, zunächst solle die Macht symbolisch an den irakischen Verwaltungsrat übergeben werden und dann allmählich auch tatsächlich. Er sprach von einem Zeitraum von sechs bis neun Monaten. Frankreich werde nur dann für eine Resolution stimmen, wenn diese eine Frist für die Machtübergabe setze und eine Schlüsselrolle für die UN vorsehe.