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Archiv-Artikel

Oligopol dreht die Preisschraube

Die großen Energiekonzerne werden die Strompreise weiter erhöhen. Anbieter regenerativer Energien sind gezwungen, die Preiserhöhungen mitzumachen, da die Hersteller von Öko-Strom ihre Strompreise nach den Branchenriesen ausrichten

Niemand kann gegen das Oligopol der Konzerne auf dem Strommarkt antreten

VON ELMAR KOK

Gero Lücking, hat die Hoffnung auf einen liberalisierten Strommarkt nahezu aufgegeben. „Es gibt keine Hoffnung, dass sich am Strommarkt in nächster Zeit etwas ändert“, sagt der Sprecher des Öko-Strom-Anbieters Lichtblick. Der Essener Strom-Riese RWE hatte angekündigt, im nächsten Jahr die Strompreise um fünf Prozent anheben zu wollen. Lücking ärgert sich darüber, dass Anbieter regenerativer Energien aus der angekündigten Strompreiserhöhung durch die Großen der Branche keinen Profit machen können. Die Bundesregierung verfolge weiterhin die Strategie, die „Nationalen Champions“ in der Branche zu stützen, daher erhoffe er sich auch von der Einführung einer Regulierungsbehörde im nächsten Jahr keine signifikante Veränderung des Wettbewerbs, sagt Lücking.

Auch Oliver Hummel, Sprecher der Düsseldorfer Naturstrom AG, sieht durch die steigenden Preise bei den konventionellen Anbietern keine verbesserten Wettbewerbschancen bei den Anbietern regenerativer Energien. Solange den großen Konzernen „niemand auf die Finger klopft, wird sich an der Preisgestaltung nichts ändern“, sagt er. Die großen Konzerne sind in Deutschland neben der RWE die Stromriesen Vattenfall, Eon und EnBW, die in Deutschland 80 Prozent des Strommarktes unter sich aufteilen. Unter deren Preispolitik leiden auch die Einkäufer umweltfreundlich erzeugten Stroms. So seien in den letzten Jahren die Strompreise an der Leipziger Börse für Stromhandel, der European Energy Exchange, kontinuierlich gestiegen. Da die Anbieter von Öko-Strom sich auch nach diesen Preisen richteten, müsse auch der regenerative Strom, den Naturstrom einkaufe, teurer bezahlt werden, sagt Hummel. „Es gibt für die Anbieter von Öko-Strom keinen Grund, die gestiegenen Margen nicht mitzunehmen“, sagt Lichtblick-Mann Lücking.

Der Öko-Strom wird sich durch die gestiegenen Durchleitungsgebühren der Energiekonzerne weiter erhöhen. Dadurch, dass die Durchleitungsgebühr durch die Höchstspannungsnetze um zehn Prozent angehoben worden seien, verteure sich der Weg zum Endverbraucher durch die Niederspannungsnetze um rund vier Prozent, sagt Lücking. Die Preispolitik der großen Konzerne sei dadurch zu erklären, dass alle noch einmal richtig zugreifen wollten, bevor es im nächsten Jahr eine Regulierungsbehörde gebe. Denn der Preisanstieg im letzten Sommer wurde mit der großen Hitze, die zu Kraftwerksabschaltungen und wenig Strom aus Wasserkraft geführt haben solle, erklärt. Der milde Sommer hat sich auf den Strompreis in diesem Jahr nicht ausgewirkt. Obwohl die Nachfrage nach Energie nicht gestiegen sei, würden die Preise weiter erhöht, sagt Lücking. „Es gibt in Deutschland niemanden, der gegen dieses Oligopol ankämpfen kann“, sagt Lücking. Außer den vier Großen habe niemand die Kapazität, die Preispolitik zu durchbrechen, „momentan profitiert jeder von den Großhandelspreisen“.

Die Naturstrom AG wünscht sich niederländische Verhältnisse. „Dort sind die Öko-Anbieter von der Öko-Steuer befreit“, sagt Hummel. Dass die großen Konzerne trotz längst abgeschriebener Großkraftwerke die Schraube weiter anzögen, „ist gesellschaftspolitisch verwerflich“.