Leben für Töne

Beim Musikfest 2002 zur Förderpreisträgerin gekürt, kehrt Nicola Jürgensen nach Bremen zurück

„Ich lebe meinen Traum“, sagt Nicola Jürgensen. Etwas leiser fügt sie hinzu: „Nur manchmal wird es ein Albtraum.“ Das kann nicht ausbleiben bei einer Karriere, wie sie die junge Klarinettistin schon gemacht hat. Eine ihrer Stationen war, im vergangenen Jahr, der Deutschlandfunk-Förderpreis im Rahmen des Bremer Musikfests. Am Sonntag kehrt sie wieder an die Weser zurück.

Jürgensen ist 1975 in Bangkok geboren und in Hamburg aufgewachsen. Ihre Eltern sind zwar Musikliebhaber, haben aber mit dem Metier sonst nichts zu tun: „Ich bin da aus der Art geschlagen“ bekennt sie. „Dass ich Musikerin werden will, wusste ich schon, als ich zwölf war.“ Zunächst habe sie Klavier gespielt, aber das sei „zu einsam“ gewesen: Es zog sie zu einem Instrument, mit dem man mehr Ensemble-Musik machen kann.

Ihre Lehrerin an der Lübecker Musikhochschule war Sabine Meyer, berühmt für einen ausgefeilten Klang, der nie eitler Selbstzweck wird. „Das habe ich vor allem von ihr gelernt, diese Auffassung vom Klang, der alle Natürlichkeit behalten muss.“ Wichtig ist das für das umfasssende Repertoire, das Jürgensen beherrscht, darunter alle großen Konzerte, von Mozart bis Spohr. Daneben aber gibt es eine auffällige Menge zeitgenössischer Musik: Pierre Boulez, Karl Amadeus Hartmann, Toru Takemitsu. „Auch hier ist mir Sabine Meyer ein Vorbild“ sagt Jürgensen. „Es geht einfach nicht,die eigenen Zeitgenossen nicht zu spielen“.

Das Klarinettenkonzert von Mozart hat sie auf dem von Mozart gewünschten Instrument gespielt: der tiefen Bassettklarinette. „Ich möchte aus der historischen Spielweise kein Dogma machen“, sagt sie. Aber „die Entwicklung eines Klanges auf einem vibratolos spielenden Streicherapparat“ sei eine „unglaubliche Herausforderung“.

Überhaupt liebe sie es, im Orchester zu spielen. Soloklarinettistin im Sinfonieorchester des WDR war sie bereits und auch bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Demnächst spielt sie als Solistin mit dem Gewandhausorchester Leipzig und mit den Berliner Philharmonikern. Ein weiteres Anliegen ist und bleibt ihr aber die Kammermusik: In der Oberen Rathaushalle wird sie am kommenden Sonntag zusammen mit dem Kuss-Quartett dem schönsten aller Werke für Klarinette ihren unnachahmlich farbigen Ton leihen: Dem Klarinettenquintett von Wolfgang Amadeus Mozart. Ute Schalz-Laurenze

Konzert: Sonntag, 20 Uhr, Rathaus