Druck durch Farbe

Das Oldenburgische Staatstheater zeigt Puccinis Opern-Rarität „Il Trittico“ – komplett und sehr gelungen

Giacomo Puccinis „Il Trittico“ ist ein Unikum der Operngeschichte und damit ein Schmerzenskind des Repertoires. Das letzte, 1918 vollendete Werk des italienischen Komponisten enthält drei einaktige Kurzopern, die durch nichts verbunden scheinen. Dabei ist „Il Tabarro“ (der Mantel) eine Eifersuchts- und Mordgeschichte aus dem Schiffermilieu an der Pariser Seine; „Suor Angelica“ (Schwester Angelica) ist die Geschichte einer jungen Nonne, die sich umbringt, als sie erfährt, dass ihr vor Jahren zur Adoption weggegebener Sohn tot ist. Und „Gianni Schicchi“ ist eine ungemein witzige, wahre Erbbetrugsgeschichte aus dem Florenz des Mittelalters, die in Dantes Göttlicher Komödie festgehalten ist.

Von Anfang an hat sich zum Entsetzen des Komponisten nur „Gianni Schicchi“ durchgesetzt – die gesamte Aufführung des Zyklus ist bis heute eine Rarität geblieben. Am Staatstheater Oldenburg ist die Inszenierung von „Il Trittico“ nun äußerst gut gelungen: Drei junge Regisseure sind dort am Werk, alle drei nutzten dieselbe Grundstruktur eines kastenartigen Bühnenbildes (Claudia Jenatsch). Und alle drei Inszenierungen arbeiten mit einem harten, psychologisch verfeinerten und prall und parrikatural überzogenen Realismus.

Ohne Hoffnung auf Veränderung ergeben sich Michele, Giorgetta und Luigi im „Mantel“ ihrem tödlichen Schicksal, hervorragend gesungen von Bernard Lyon, Magdalena Schäfer und Seung-Ji Choi. Nina von Möllendorff gibt eine rührende und glaubwürdige Angelica. Dass am Ende in Angelicas Todeskampf der kleine Sohn auftritt, spaltete die Meinungen im Publikum: Kitschig, meinten einige. Aber die Szene steht so bei Puccini und Regisseurin Dagmar Pischel hatte den Mut, sich auf diese Emotionen einzulassen. Die Entscheidung war gut: Die Szene geht auf.

Und Regisseur Uwe Eric Laufenberg griff erfolgreich in die Trickkiste der Überzeichnungen: Prachtvoll, wie die Verwandten ihr wahres Gesicht zeigen, als sie merken, dass der alte Buoso sein gesamtes Vermögen an ein Kloster vermacht hat. Der Testamentsbetrug, den sie nun mit Hilfe von Schicchi (lustvoll: Paul Brady) organisieren, bekommt ihnen schlecht: Schicchi diktiert sich selbst das meiste. Dazu wird unter Generalmusikdirektor Alexander Rumpf farbig und druckvoll musiziert. Von Provinz kann in dieser Aufführung keine Rede sein. Ute Schalz-Laurenze

Die nächsten Aufführungen: 4.10. und 7.10., jeweils um 19.30 Uhr