: Im Rhythmus der Gezeiten
Die Craniosacral-Therapie ist eine Methode der Körperarbeit, die die Selbstheilungskräfte und die Selbstregualtion des Körpers anregt. Man kann damit aber auch einfach entspannen
„Manche Leute gehen zur Entspannung im Bürgerpark joggen, andere kommen mit der craniosacralen Methode zur Ruhe, tun sich einfach etwas Gutes“, sagt die Bremer Heilpraktikerin Elisabeth Bohrer. Einige ihrer PatientInnen kommen einmal im Monat zu ihr in die Praxis, ohne akute Beschwerden. „Die gönnen sich einfach diese Entspannungsmöglichkeit. Man kann damit das Wohlbefinden im eigenen Körper steigern.“ Die Methode soll die Selbstregulierungskräfte des Körpers anregen.
Wie funktioniert ‘s und was heißt eigentlich „craniosakral“? Diese Form der Körperarbeit, die auf die Ostheopathie zurückgeht, sei eine manuelle Heilmethode, sagt Bohrer. „Die Craniosacral-Therapie ist eine Kommunikation zwischen Händen und Körper“, sagt sie. Der Name der Methode grenzt die Körperbereiche ein, auf die sich die Behandlung konzentriert: vor allem am „Cranium“, dem Schädel, am Rückgrat und am „Sacrum“ – das ist das Kreuzbein – wird gearbeitet.
Wenn Elisabeth Bohrers in Aktion tritt, sieht das aus wie Handauflegen. Die Heilpraktikerin erklärt, dass das zentrale Nervensystem, dessen Ort vor allem Hirn und Rückenmark sind, von der Hirn- und Rückenmarkshautflüssigkeit umflossen werde. Das sei der Liquor. Der pulsiere in einem bestimmten, sehr feinen, aber am ganzen Körper fühlbaren, regelmäßigen Rhythmus. Mit diesem, neben Herzschlag und Atmung dritten Körperrhythmus arbeitet sie. Mit geschulter Wahrnehmung könne man fühlen, an welchen Stellen des Körpers der Puls nicht gleichmäßig fließe. Durch Stürze, Unfälle oder Verspannungen sei es möglich, dass er quasi aus dem Takt geraten sei. Mit minimalem Druck – „Lehrbücher sprechen von etwa fünf Gramm“, erklärt Bohrer – könne die Therapeutin dem Liquorpuls dazu verhelfen, sich wieder einzupendeln. Auch die Beweglichkeit von Gelenken und Schädelnähten könne die Behandlung fördern. Bei letzteren sei der Bewegungsspielraum zwar minimal, aber vorhanden. Sie vergleicht die Qualität des craniosacralen Rhythmus mit den Gezeiten des Meeres.
„Ich kann keiner, die zu mir in die Praxis kommt, versprechen, dass sie eine Wellnesserfahrung hat“, betont Bohrer. Einige ihrer PatientInnen würden zwar bei der Behandlung einfach einschlafen, berichtet sie. Es könnten nach der Behandlung aber auch Schmerzen auftreten. Denn manchmal würden in der Entspannung Schmerzen überhaupt erst spürbar. Die Behandlung löse Erfahrungen, die die PatientIn gemacht habe aus dem Körpergedächtnis „und dieser Vorgang des Lösens kann schmerzhaft sein“, erklärt sie.
Helfen könne die craniosacrale Methode etwa bei Verspannungen von Bindegewebe oder Muskeln, bei Migräne oder hormonellem Ungleichgewicht. Bohrer begleitet auch KrebspatientInnen, etwa während der Chemotherapie, um die zum Teil massiven Reaktionen auf die Infusionen zu mildern. „Ich kann aber nicht verhindern, dass die Haare ausfallen!“, betont sie.
Wer mit einem hohen Stresspegel zu ihr komme, könne schon mal zwei bis drei Sitzungen benötigen, bis das Nervensystem überhaupt für die eigentliche craniosacrale Behandlung bereit sei. „Wer die Zeit nicht hat, braucht vielleicht erst einmal einen fliegenden Masseur, der an den Arbeitsplatz kommt und 20 Minuten Schultern und Nacken entspannt“, sagt sie. Das sei schließlich auch erholsam, beuge chronischen Verspannungen vor und sei manchmal besser zu organisieren, sagt Elsabeth Bohrer. Für sie ist klar: „Craniosacral-Therapie ist nicht für alle Menschen gleich geeignet. Manchmal empfehle ich meinen PatientInnen auch selbst etwas anderes.“
Ulrike Bendrat
Craniosacral-Therapeutinnen in Bremen kann das Frauengesundheitszentrum nennen: ☎ 0421 380 97 47 oder der Verband der Craniosacral Therapeut/Innen ☎ 08137-92 679, mailto: DVCST@compuserve.com.