: Spiel ohne Gesicht
Hertha BSC wie gewohnt: Beim 1:1 gegen den HSV fangen sich die Berliner das Gegentor in der Nachspielzeit
Die Schlachtenbummler von Hertha BSC Berlin haben ein Problem mit ihrer Mannschaft. Sie wissen nicht recht, wie die von ihnen verehrte Hertha aussieht, wenn sie ihr ins Gesicht blicken. Ist es eine runzlige Alte, wie derzeit vermutet? Oder ist sie doch etwas besser anzuschauen? Die Fahnder des echten Antlitzes forderten vorm Spiel am Sonntag im Olympiastadion also folgerichtig: „Zeigt endlich euer wahres Gesicht.“ Aber das Konterfei, das sie aus der Summe der mäßigen Leistungen aller Hertha-Akteure zusammenstellen müssen, und das ihnen nach dem 1:1 (1:0) gegen den Hamburger Sportverein in Erinnerung bleibt, wird sie nicht zufriedenstellen.
In der Tabelle rangiert Hertha BSC weiter im unteren Drittel. In sieben Bundesligaspielen sprangen nur fünf Punkte heraus. Auf einen Sieg müssen die Anhänger weiter warten. Da half auch das Versprechen des Trainers Huub Stevens vor dem Spiel nicht, seine Elf werde den Kritikern schon die richtige Antwort geben.
Stevens schickte im Vergleich zum Uefa-Pokalspiel gegen den polnischen Vertreter Grodzisk vier neue Spieler aufs Feld. Mladenov, Madlung, Kovac und Wichniarek spielten nicht von Anfang an, dafür aber Pinto und Luizao. „Ich habe sie durch frische Leute ersetzt“, verkündete Stevens, der immer noch nach der richtigen Mischung in der Startformation sucht. Der Personaltausch brachte nicht die erwünschten Impulse.
Allerdings kam der HSV den angeschlagenen Hauptstädtern mit einer äußerst verzagten Spielanlage entgegen. Der HSV setzte auf eine stark defensive Taktik, schickte nur eine Sturmspitze auf den Platz. Erst später kamen Takahara und Romeo hinzu, die für mehr Schwung im Angriff sorgten. Hertha konnte durch die Hamburger Großzügigkeit bis zum Strafraum nahezu problemlos kombinieren, schaffte es aber trotzdem nur bei Standardsituationen, gefährlich zu werden. Prompt war es ein Freistoß von Neuendorf, den Friedrich per Kopf im Tor versenkte (32. Minute). Der Treffer des Nationalspielers, im übrigen die einzige echte Hertha-Chance im Spiel, war erst das fünfte Hertha-Tor in der laufenden Spielzeit. Ansonsten verschwand das Geschehen zumeist im Nebel des Belanglosen – egal, ob vor oder nach dem Seitentausch. Eine Gelbe Karte (10.) für eine Schwalbe des Hamburgers Jarolim erschien da schon als Höhepunkt einer unterhaltungsarmen Begegnung. Nur noch einmal kam Bewegung in die Ränge. HSV-Profi Schlicke erzielte in der Nachspielzeit den Ausgleich. Wie Hertha BSC Berlin nun genau aussieht – darüber lieferte auch diese Partie keinen Aufschluss.
MARKUS VÖLKER