Neuer Zeitplan für Irak

Auch US-Zivilverwaltungschef Bremer befürwortet sechsmonatige Frist für die Ausarbeitung einer Verfassung. Erneut Waffenlager entdeckt

BAGDAD/WASHINGTON afp/ap/dpa/rtr ■ Nach US-Außenminister Colin Powell befürwortet nun auch der Chef der US-Zivilverwaltung in Irak, Paul Bremer, eine sechsmonatige Frist für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung für das Land. Dies sei eine „vernünftige“ Zeitspanne, aber kein Ultimatum, sagte Bremer am Samstag in Washington.

Mit dem neuen Zeitplan für die irakische Verfassung kommen die USA den Forderungen mehrerer Mitglieder im UN-Sicherheitsrat entgegen, die ein rasches Ende der Besetzung Iraks verlangen. Der syrische Außenminister Faruk al-Schara begrüßte die Äußerungen Bremers und Powells. Erstmals zeigten die USA einen „logischen Weg für das Ende ihrer Besatzung“ auf, sagte Schara der arabischen Zeitung El Hajat.

Derweil wurden aus dem Irak wieder mehrere gewaltsame Zwischenfälle mit mindestens zwei Toten gemeldet. In Falludscha, einer Hochburg des irakischen Widerstands, eröffneten US-Soldaten am Freitagabend das Feuer auf ein irakisches Fahrzeug, das an einer Straßenkontrolle nicht anhalten wollte: Nach US-Angaben wurden zwei, nach irakischen Angaben mindestens vier Zivilisten getötet. Gestern wurde in Falludscha ein US-Militärkonvoi von einem Sprengsatz getroffen. Zunächst war unklar, ob es Verletzte gab.

Die US-Streitkräfte in Irak haben am Wochenende 74 Personen festgenommen. Militärsprecher Oberstleutnant George Krivo erklärte gestern, die Festnahmen seien innerhalb von 27 Stunden bei neun Razzien und mehr als 1.500 Patrouillen erfolgt. Es bestehe der Verdacht, dass die Iraker in Attentate verwickelt seien.

US-Soldaten haben in der Nähe der Stadt Tikrit nach eigenen Angaben das bislang größte Waffenlager in diesem Bereich entdeckt. Der arabische Fernsehsender al-Dschasira zeigte gestern Bilder des in einem Bauernhof versteckten Depots, in dem neben Mörsergranaten auch Sprengstoff sowie 23 russische Raketen zum Abschuss von Flugzeugen lagerten.

Die irakische Zeitung Al-Sabah berichtete gestern von einem neuen Massengrab, das vergangene Woche im Garten einer Villa des gefürchteten Saddam-Cousins Ali Hassan al-Madschid („Chemie-Ali“) gefunden wurde. Auf dem Gelände der Villa in der Stadt Kirkuk seien 200 Leichen ausgegraben worden, hieß es.