Kieler Filz bleibt undurchsichtig

Vorwürfe wiederholt: Schlüsselfigur Karl Pröhl belastet als Zeuge vor Untersuchungsausschuss des Landtages erneut SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis

Kiel lno ■ In der Kieler „Filz“-Affäre hat der ehemalige schleswig-holsteinische Expo-Beauftragte Karl Pröhl Kernaussagen von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) erneut widersprochen. Pröhl, Schlüsselfigur der Affäre, bekräftigte gestern vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages die Angaben aus seiner ersten Vernehmung vor sechs Wochen. Danach hätte Simonis bereits 2001 und folglich weit früher als von ihr ausgesagt von seinen geschäftlichen Beziehungen zu dem inzwischen gestorbenen Projektentwickler Falk Brückner gewusst. Gewichtiges Neues förderte Pröhls vierstündige Befragung nicht zu Tage.

Brückner hatte 2001 mit dem Land über das Kieler Schloss verhandelt: Sein Projekt sah vor, das sanierungsbedürftige Gebäude in ein 4-Sterne-Hotel mit Seniorenappartements umzuwandeln. Der Landesbedienstete Pröhl wiederum wurde seinerzeit als Vorstand einer Brückner-Firma geführt, ohne eine Nebentätigkeitsgenehmigung zu haben. Der langjährige Staatskanzlei-Chef und Simonis-Vertraute Klaus Gärtner will dies mehrfach übersehen haben. Aus seinem Engagement für Brückners Schloss-Projekt habe er niemals einen Hehl gemacht, betonte Pröhl vor dem Ausschuss.

Simonis hatte vor dem Ausschuss erklärt, sie habe die entscheidenden Informationen über die Verbindung Pröhl/Brückner und das Engagement der Brückner-Firma B & B für das Kieler Schloss erst am 20. und 28. Februar 2002 erhalten. Pröhl zufolge soll es bereits 2001 in Gesprächen mit Simonis um seine berufliche Zukunft auf Seiten Brückners und auch um das – dann gescheiterte – Schloss-Projekt gegangen sein. Am 20. Februar 2002 hatte die Staatskanzlei Pröhls Nebentätigkeitsantrag abgelehnt.

Pröhl beklagte gestern „Verunglimpfungen“ und „Vorverurteilungen“, die über die Medien seit Monaten gegen ihn gerichtet worden seien. Er nannte dazu Zitate von Simonis und weiteren führenden SPD-Landespolitikern. Offensichtlich auf Pröhls Glaubwürdigkeit anspielend, listete SPD-Ausschussobmann Günter Neugebauer zahlreiche Aussagen von Mitgliedern und Mitarbeitern der Landesregierung auf, die im Widerspruch zu Pröhls Angaben stehen. CDU-Obmann Trutz Graf Kerssenbrock wertete Pröhls Schilderungen dagegen als „ausgesprochen glaubwürdig“.