: Keine Ratschläge vom Ex-Chef
Die Fans des Wuppertaler SV fordern nach dem Unentschieden gegen Lübeck den Kopf von Trainer Werner Kasper. Auch die Anwesenheit seines Ex-Chefs Peter Neururer konnte Kasper nicht helfen
AUS WUPPERTALTHOMAS BESCHE
Ob es nur moralische Unterstützung für seinen Ex-Co-Trainer Werner Kasper oder die mangelnde Alternative zu einer anderen Nachmittagsgestaltung war, blieb offen: Peter Neururer nutzte den bundesligafreien Samstag jedenfalls zu einem Abstecher in die Regionalliga ins Wuppertaler Zoostadion. Spieler gab es nicht zu entdecken. Und fast hätte der Trainer des VfL Bochum den alten Spruch „Außer Spesen nichts gewesen“ erzählen können, denn der einzige Aufreger bei der Partie des Wuppertaler SV Borussia gegen den VfB Lübeck (1:1) war für Neururer die Halbzeitdurchsage. Ausgerechnet sein Wagen stand verkehrswidrig und drohte, abgeschleppt zu werden. Neururer nahm‘s mit Humor.
Er hatte Sommerfußball vom Feinsten gesehen – entsprechend auch der Halbzeitstand: 0:0. Kräfte sparen für die zweite Halbzeit war das Motto beider Mannschaften. Dabei waren die WSV-Spieler trotz hoher Temperaturen gefordert, ihrem Übungsleiter Werner Kasper weiterhin den Arbeitsplatz zu sichern. Denn der erste Saisonsieg lässt immer noch auf sich warten. Diese Bürde schien sich geradezu lähmend auf die Spielgestaltung des WSV auszuwirken. Allerhöchste Priorität kam dabei wieder der Defensive zu: Die Null musste laut Kasper stehen.
Aber sie fiel und das schon kurz nach der Pause (48.), als der Lübecker Kullig die erste und einzige Chance seiner Mannschaft zur Führung nutzte. Fortan sah auch Neururer eine engagiertere WSV-Elf, die aber erst nach der Einwechselung von Holger Gaißmayer in der 69. Minute druckvoller agierte. Nachdem Sowislo (Pfosten) und Gensler (der Lübecker Türkmen klärte auf der Linie) Pech bei ihren Abschlüssen hatten, sorgte der ehemalige Bundesliga-Profi (Kasper: „Meine Geheimwaffe“) denn auch für den Ausgleich kurz vor Toreschluss (87.).
An der miserablen Bilanz des WSV ändert das wenig: Aus drei Heimspielen in Folge holte der Klub nur mickrige zwei Punkte. Folge: Vorletzter Platz und Unmutsäußerungen der Fans, die den Rauswurf von Kasper forderten. Doch der darf bleiben. Daran lässt WSV-Präsident Friedhelm Runge keinen Zweifel. „Kasper sitzt sicher im Sattel. Die Raus-Rufe schaden der Mannschaft nur. Ich biete den Fans an, dass sich der Trainer mal mit ihnen trifft und beide Seiten über die Situation diskutieren.“
Dann könnte Kasper auch erklären, warum er glaubt, dass „wir in dieser Saison nicht viele Tore schießen werden“. Eine Bankrotterklärung, die klar macht, dass statt dem in der letzten Saison nur knapp verpassten Aufstieg in die 2. Liga die Fans sich diesmal auf einen nicht weniger nervenaufreibenden Abstiegskampf gefasst machen müssen. Auch Spielfreude wird es am Zoo nicht geben. Kasper fordert von seiner Mannschaft, „hinten noch sicherer zu stehen, denn wir dürfen uns keine Fehler erlauben“. Schon jetzt hat die WSV-Dreierkette mit Baumann/Stuckmann/Hyza ein Übertretungsverbot der Mittellinie. Ausnahme sind Standardsituationen oder Rückstände. So soll die Fehlerminimierung gelingen. Und mit Plattitüden. „Wenn der Gegner kaum zwingend agiert, sind wir nicht in der Lage, Tempo und Rhythmus zu bestimmen. Vom Platzwart bis zum Masseur arbeiten hier alle hervorragend zusammen. Aber die Mannschaft setzt meine Vorgaben auf dem Platz nicht 1:1 um. Es ist tatsächlich so: Die Wahrheit liegt auf dem Platz“, so Kasper.
Deren Findung ist nun für den 14. September geplant. Dann hat der WSV endlich mal wieder ein Auswärtsspiel. WSV-Präsident Runge scheint das fast herbeizusehnen. „Dort kann die Mannschaft unbefangener aufspielen, denn viele WSV-Fans werden wohl nicht hinfahren.“ Das gilt auch für Peter Neururer, dem nur ein knappes Statement zum Spiel abzuringen war. „Man hat gesehen, dass der WSV gewillt war, dieses Spiel zu gewinnen. Ratschläge werde ich Werner Kasper nicht geben. Auf die ist er nicht angewiesen.“