Jürgen Ludger Born, Südamerika-Kenner
: Werders Amigo

Bis vor kurzem stimmten bei Jürgen L. Born Timing und Image. Er stieg als Banker aus, als diese Berufsgruppe in der Mehrheitsbevölkerung noch einen ähnlich guten Ruf genoss wie, sagen wir mal, Werder Bremen. Und er stieg in den Vorstand eben dieser Bremer ein, als der Abschied von Franz Böhmert ein schmerzliches Loch riss und die verbliebene Führung um die Platzhirsche Klaus-Dieter Fischer und Manfred Müller in der „Zechbau-Affäre“ um die Auftragsvergabe beim Stadionbau unter Druck geriet. Da kam ein rüstiger Rentner mit weißer Weste und hervorragenden Kontakten in die Finanzwelt und den südamerikanischen Fußball gerade recht. Dass in dieser Kombination ein struktureller Widerspruch stecken könnte, wollte damals niemand wissen.

Und er kriegte sie alle. Nicht nur Valdez, Pizarro und Silva. Die Fans gewann er mit kurventauglicher Jovialität und der Aura eines leidenschaftlichen Edelfans, der Jahre lang zu jedem Heimspiel aus Südamerika eingeflogen war. Das wirtschaftliche Umfeld des Vereins überzeugte er mit Sätzen wie „Der hanseatische Kaufmann war in der Geschichte immer erfolgreich.“ In TV-Runden vertrat er die Bremer Farben mit trockenem Humor und auf Vereinsfeiern glänzte er als Posaunist mit Lederkäppi.

Nun ist der uruguayische Honorarkonsul so schnell wieder nach Montevideo zurückgekehrt, wie er damals gekommen ist. Um zu klären, wie eine Zahlung von 50.000 US-Dollar seines Geschäftsfreundes und Spielervermittlers Carlos Delgado auf sein Konto bei der Banco de Montevideo gelandet ist. Hat er etwa bei Spielertransfers mitverdient?

Derweil rücken seine Bremer Vereinsfreunde mit jedem Statement weiter von ihm ab. Ein Werder-Aufsichtsrat soll laut Süddeutsche Zeitung gewitzelt haben: „Vielleicht gehört ja dem Born sogar die ganze Bank in Montevideo“. Und in Teilen der Presse wird aus dem „Entertainer Born“ nun plötzlich der „Lebemann“ Born. Auch für Imagekurse gilt: der Anfangsverdacht reicht, um abzustürzen. RALF LORENZEN

Fotohinweis:JÜRGEN L. BORN, 68, soll in Paraguay gute Kontakte zum Regime von Diktator Stroessner gepflegt haben. FOTO: DPA