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Archiv-Artikel

Befreiung mit hunderten Todesopfern

In nordossetischen Beslan werden immer noch 260 der mehr als tausend Geiseln vermisst. Offiziell sollen bei dem Sturm auf die besetzte Schule 335 Menschen gestorben sein, die Zahl liegt vermutlich wesentlich höher. Drei Festgenommene „geständig“

BESLAN dpa/taz ■ Während in Beslan noch immer verzweifelt nach Opfern der Geiselkatastrophe gesucht wird, sind in der nordossetischen Stadt die ersten Opfer beigesetzt worden. Hunderte von Menschen versammelten sich auf dem Friedhof, als die erste Trauerprozession eintraf. Die Zahl der Opfer wurde offiziell mit 335 angegeben. Das Gesundheitsministerium der Teilrepublik Nordossetien ging inoffiziell sogar von 500 bis 600 Todesopfern aus, wie die Internetzeitung „gazeta.ru“ berichtete.

In den Kliniken Beslans und der Teilrepublik Nordossetien wurden gestern noch 447 Verletzte behandelt. Der Gesundheitszustand von 58 Patienten wurde von den Ärzten als kritisch beschrieben. Insgesamt hatten die Terroristen am vergangenen Mittwoch nach offiziellen Angaben 1.180 Menschen in ihre Gewalt gebracht. Von ihnen galten 260 am Sonntag noch als vermisst.

Die Behörden korrigierten unterdessen erneut die Zahl der beteiligten Terroristen. Nach Angaben von Russlands Vizegeneralstaatsanwalt Sergej Fridinski waren in der Schule 32 Geiselnehmer. „Bisher haben wir die Leichen von 30 Terroristen entdeckt“, sagte er.

Neben Tschetschenen, Inguschen, Kasachen und Arabern hätten auch Vertreter „slawischer Nationalität“ zu den Terroristen gehört. Im Zusammenhang mit der Geiseltragödie wurden am Sonntag in Beslan zwei Männer und eine Frau festgenommen. Alle drei seien „geständig“, hieß es dazu aus dem nordossetischen Innenministerium.

In einer ersten politischen Reaktion auf die Tragödie reichte der nordossetische Innenminister Kasbek Dsantijew gestern seinen Rücktritt ein. „Nach allem, was geschehen ist, kann ich es als Offizier nicht verantworten, noch auf diesem Posten zu bleiben“, sagte er.

Präsident Wladimir Putin gestand in einer Fernsehansprache Schwächen bei der Erkennung und Begegnung der terroristischen Gefahr ein. Moskau sei nicht in der Lage gewesen, auf diese Gefahren angemessen zu reagieren. Putin kündigte eine Umgruppierung der Sicherheitskräfte im gesamten Kaukasus an. Für Montag und Dienstag ordnete er Staatstrauer an.

Unterdessen forderte der liberale russische Oppositionspolitiker Wladimir Ryschkow einen unabhängigen Untersuchungsausschuss. Sonst werde das russische Volk „die Wahrheit nie erfahren“, sagte er.

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