Wochenübersicht: Kunst : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Es gibt Bedürfnisse, die sofort gestillt werden müssen. Auch wenn der entsprechende Ort gerade nicht gegeben ist. Das kann, wie zurzeit oft zu beobachten ist, der Drang sein, Kunst zu produzieren und auszustellen, oder auch ganz simpel ein schier nicht aushaltbarer Druck auf der Blase. Wer also in den nächsten Tagen ein Urinal an einem Baum auf der Torstraße, im Görlitzer Park oder dem Paul-Linke-Ufer sichtet, sollte sich nicht wundern. Vor der Nutzung wird allerdings gewarnt. Denn der Abfluss, steht Mann ungünstig, entlehrt sich direkt auf die Schuhe. Nach Paris, Basel, Zürich und Karlsruhe ist Berlin die fünfte Stadt, die Barbarella Maier mit ihren Urinal-Installationen bespielt. Was zunächst noch wie ein feministischer Schlag gegen die männliche Bequemlichkeit wirkt, entpuppt sich, bezieht man den Titel der Arbeit „Barbarella markiert Kunst“ ein, als eine Ode an die Männlichkeit. Oder liegt die Wahrheit wie so meist dazwischen?
Überhaupt ist neben dem Art Forum, der Berliner Kunstmesse, die gestern eröffnet wurde, eine enorme Menge an künstlerischen Arbeiten zu sehen. Von der Berlin–Moskau-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau hört man allerdings Schauderliches: Hier ging es wohl eher um die mehr oder weniger erfolgreiche Lobbyarbeit der verschiedenen KuratorInnen als um eine sinnvoll zusammengestellte Sicht auf die Kunstproduktion aus den beiden Städten. Ein Zustand, der den Weg zu den Arbeiten nicht vereinfacht. Gespannt sein kann man aber auf jeden Fall auf das Paradies, das am Donnerstag um 19 Uhr in den Bunkeranlagen unter dem Alexanderplatz eröffnet wird. Da macht die Idee alleine schon Laune. Dort werden über hundert in Berlin und Moskau lebende KünstlerInnen ihre Werke präsentieren. Bildende Kunst, Musik, Film, Literatur, für jeden dürfte etwas dabei sein.