Gold und Bronze aus Hüsby

Im Nordosten Schleswig-Holsteins graben Archäologen ein 3.500 Jahre altes Hügelgrab aus. Und begeistern sich an immer neuen Funden aus edlem Geschmeide

hüsby/schleswig lno ■ Ein rund 3.500 Jahre altes Hügelgrab im Dorf Hüsby bei Schleswig entpuppt sich zunehmend als Paradies für Archäologen. Experten des Schleswig-Holsteinischen Landesamts bezeichnen die Stelle als reichhaltigsten bronzezeitlichen Fundplatz des Landes seit 1884. Jetzt präsentierten sie weitere Goldfunde aus dem Hügelgrab mit vier Einzelgräbern, das bereits seit April dieses Jahres erforscht wird. Schon nach dem Öffnen der ersten Bestattungsstätte waren im Juli ein Goldarmband, ein Kurzschwert, ein Bronzebeil und eine Lanzenspitze gefunden worden.

„Nur das vor fast 120 Jahren erschlossene Hügelgrab in Gönnebek bei Bad Segeberg war noch ergiebiger“, sagte Grabungsleiter Dieter Stoltenberg. Er zeigte als jüngste Hüsby-Funde aus dem jetzt erkundeten Zentralgrab zwei goldene Spiralringe. Solche so genannten Schläfenringe dienten damals vermutlich sehr reichen und gesellschaftlich hochrangigen Vorfahren als Kopfschmuck. Zudem grub jetzt der Restaurator der archäologischen Zentralwerkstatt des Landesmuseums, Rainer Hinriksen, einen Bronzedolch aus.

Jahrhundertelang lagen diese Schätze im Hauptgrab unter Feldsteinen im Gesamtgewicht von rund 50 Tonnen verborgen. Die dicke Steinabdeckung schützte sie auch vor Grabräubern. Ob das wichtigste der vier Gräber einen Mann oder eine Frau barg, ist bisher unbekannt. „Auch Frauen trugen damals Dolche, denn sie waren gleichrangig mit Männern“, sagte Stoltenberg. „Es war jedenfalls eine herausragende Persönlichkeit.“

Der Archäologe gilt als Hügelgrab-Fachmann. In über 30 Jahren hat er weit mehr als 100 solcher Plätze der frühzeitlichen Begräbniskultur erforscht.

Der Wert der Goldfunde ist nach den Worten der Archäologen nicht bezifferbar, da es sich um seltene Einzelstücke handelt. Die Ringe seien vermutlich aus importiertem Rohgold gefertigt worden. „Es handelt sich um eine äußerst feine Arbeit“, sagte Stoltenberg.

Im Raum Hüsby am Ostseefjord Schlei auf halbem Wege zwischen Kiel und Flensburg entlang der historischen Nord-Süd-Handelsstraße Ochsenweg gibt es mehrere Dutzend Hügelgräber. Bei archäologischen Bohrungen hatten Mitarbeiter der dänischen Universität Aarhus/Jütland Wassereinlagerungen in dem jetzt erschlossenen Hügel festgestellt. Diese sind in der Regel ein Zeichen dafür, dass sich auch organische Stoffe darunter befinden können. Archäologen hatten ursprünglich gehofft, unter dem Hügel möglicherweise auf einen noch weitgehend erhaltenen Holzsarg zu stoßen.

Diese Hoffnung hat sich zwar nicht erfüllt. Doch nun blicken die Forscher gespannt auf die weiteren Ausgrabungen, die nach einer Winterpause im Frühjahr 2004 fortgesetzt werden sollen. friedhelm caspari